Lebenshilfe Helmstedt blickt auf 50 Jahre zurück

Von der Fürsorge zur Inklusion

Wie alles begann:

Ja, ja, die gute alte Zeit. Aber war sie wirklich für alle gleich gut? Aus der Sicht von Menschen mit einer Behinderung sicherlich nicht. Trotz des Wirtschaftswunders in den 50er und 60er Jahren und dem damit einhergehenden Wohlstand  wurde kein Gedanke an die schwächsten Glieder in dieser Nachkriegsgesellschaft verschwendet. Die meisten Bürgerinnen und Bürger der noch jungen Bundesrepublik wollten und konnten sich nicht mit der Lebenssituation behinderter Menschen auseinandersetzen und waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Durch alle gesellschaftlichen Schichten sprach man im Zusammenhang von behinderten Menschen noch immer von Schwachsinnigen, Krüppeln und Idioten, die es nicht wert sind, versorgt und gefördert zu werden, sondern in Anstalten weggesperrt gehören. Andere Stimmen forderten gar die Rückkehr zur Euthanasie, damit den Gesunden keine unnötigen Kosten entstehen. 


Die Heilpädagogische Tagesstätte Alversdorf war die erste Institution der Helmstedter Lebenshilfe.

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Von der Fürsorge zur Inklusion – 50 Jahre Lebenshilfe

Vor 50 Jahren, am 29.11.1965, wurde von engagierten Eltern die „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e.V.“ in Helmstedt gegründet. Dieser Geburtstag ist für die Lebenshilfe etwas ganz besonderes und ein Grund zur Freude und Dankbarkeit. 

Vor fünf Jahrzehnten haben die Gründungsmitglieder nicht im Traum daran gedacht, wie sich die Hilfe und die Angebote für Menschen mit einer Behinderung positiv entwickeln werden. Viele Eltern waren verzweifelt, weil es keine Unterstützungsangebote gab. Sie hatten Angst, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ablehnung und Unverständnis innerhalb der Gesellschaft führten zu Ausgrenzung und Rückzug. Einzig Großeinrichtungen und Psychiatrien verwahrten unter teils menschenunwürdigen Verhältnissen Menschen mit Behinderung. Ärzte sprachen von angeborenem Schwachsinn, geistiger Retardierung oder Debilität und machten den Betroffenen keinerlei Hoffnung. 

Mit dieser Situation wollten sich nicht alle Eltern abfinden. Über das Kreissozialamt wurden erste Kontakte geknüpft. Eine Mutter schrieb einen Brief an Tom Mutters, den Gründer der Bundesvereinigung Lebenshilfe, mit der Bitte um Unterstützung. Tom Mutters hat sehr schnell geantwortet und so gestaltete sich ein Briefwechsel, der den Eltern beschrieb, wie eine Kreisvereinigung zu gründen sei und welche Regularien zu beachten sind. 

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Berufsbildungsbereich erfolgreich beendet

Die Beschäftigten der Lebenshilfe-Werkstätten Helmstedt und Wolfenbüttel, die sich im zweiten Förderjahr des Berufsbildungsbereiches befinden, legten zum Ende ihrer Qualifizierungsmaßnahme eine Prüfung ab.

Im praktischen Teil werden fachspezifische Aufgaben in den jeweiligen Bildungsfeldern gelöst. Im theoretischen Teil geht es um Aufgaben aus den Bereichen Mathematik, Deutsch und Werkskunde. 

Nach der bestandenen Prüfung herrscht große Erleichterung bei den Beschäftigten.

WIR betreibt Alkoholprävention am Arbeitsplatz

In der Werkstatt für Industriearbeit (WIR) Wolfenbüttel steht am 19. Juni ein Workshop im Rahmen der „Aktionswoche Alkohol“ statt. Diese bundesweite Aktion findet alle zwei Jahre statt. „Und wir nehmen erneut mit einer Veranstaltung teil“, kündigt die stellvertretende Werkstattleiterin Sabrina Schulze an.

Vor zwei Jahren gab es in der Werkstatt einen Vortrag zur Geschichte des Alkoholkonsums am Arbeitsplatz. Außerdem mixte Schulze alkoholfreie Cocktails für die Beschäftigten. In diesem Jahr wird es um das Thema Alkohol als Selbstmedikation gehen.  Es geht um die Wirkung und die Gefahr von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. 

Eingeladen zur Veranstaltung sind alle Beschäftigten und Mitarbeiter der WIR sowie Interessierte aus den anderen Werkstätten. „Bei gesunden Säften und frischem Obst bringt uns Carsten Feilhaber vom Lukas Werk dieses Thema näher“, kündigt Schulze an.

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Termine im Mai

Beachten Sie insbesondere die Termine rund um das Jubiläum in Helmstedt. Eine Übersicht steht weiter oben im Newsletter.

Vorwort 5 2015

Liebe Leser des Newsletters,

am 29. November 1965 wurde in der Kreisberufsschule in Helmstedt die Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e.V. gegründet. Engagierte Eltern von Kindern und erwachsenen Menschen mit einer Behinderung sind dem Beispiel Tom Mutters, dem Gründer der ersten Lebenshilfevereinigung in Deutschland, gefolgt, um die Lebenssituation ihrer Kinder zu verbessern. 

20 Jahre nach Ende des NS-Terrors gab es keinerlei Förderangebote für Menschen mit Behinderung. Dieser Personenkreis wurde weitestgehend in Anstalten, Großeinrichtungen oder Altenheimen unter menschenunwürdigen Verhältnissen verwahrt und ausgegrenzt. Eltern wurden allein gelassen und waren verzweifelt. Ärzte machten wenig Hoffnung, pädagogische Förderung fand nicht statt und adäquate Räumlichkeiten gab es nicht. 

Umso bemerkenswerter sind die Anstrengungen der Gründungsmütter und Gründungsväter zu bewerten, die nach Aussage des Sitzungsprotokolls mehr als 80 Personen in der Berufsschule versammelten und davon 32 Personen eine Beitrittserklärung unterzeichneten. Mit der Heilpädagogischen Tagesbildungsstätte in Alversdorf wurde 1968 das erste Angebot für insgesamt 20 geistig behinderte Kinder und Jugendliche im Landkreis Helmstedt eröffnet. Mit der Unterstützung einer hauptamtlichen Kindergärtnerin und zahlreicher Eltern wurde hier der Grundstein für die heutige Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel gelegt.

Durch den unermüdlichen Einsatz vieler ehrenamtlich engagierter Menschen und durch die professionelle Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe Helmstedt- Wolfenbüttel gGmbH ist eine starke Solidargemeinschaft entstanden, die umfangreiche Förderangebote und Hilfen für Menschen mit einer Behinderung bietet. Aus Angst ist Zuversicht erwachsen, niemand braucht sich mehr zu verstecken, hier sind alle Menschen willkommen.

Durch die UN-Behindertenrechtskonvention werden die Rechte der uns anvertrauten Menschen weiter gestärkt. Ein gleichberechtigtes Mit- und Nebeneinander sowie der Inklusionsanspruch stellen alle Beteiligten vor neue Herausforderungen. Wir sollten dabei jedoch immer auf die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung und deren Angehörige eingehen und nicht über deren Köpfe hinweg Entscheidungen treffen. Hier gilt es in besonderem Maße auf Menschen mit besonders ausgeprägter Beeinträchtigung Rücksicht zu nehmen und sie nicht aus gut gemeintem Aktionismus erneut auszugrenzen. Die Mitsprachemöglichkeiten und die aktive Beteiligung von Menschen mit Behinderung sind nicht nur in der UN- Behindertenrechtskonvention festgeschrieben, sondern werden auch in unseren Vereinen und Einrichtungen gelebt und umgesetzt.

Das 50-jährige Jubiläum soll auch ein Anlass sein, den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Den engagierten Eltern, den Vorständen, den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Geschäftsführung, den vielen Freunden und Förderern,  sowie den uns verbundenen Unterstützern  aus Politik, Rat und Verwaltung. 

Besonderer Dank gilt meinen Vorgängern Herrn Niemann, Herrn Bosse und Herrn Wiedemann, die über Jahre Verantwortung für den Verein übernommen haben und einer breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Belange und Rechte von Menschen mit Behinderung zugänglich gemacht haben.

Wir werden dieses Festjahr mit vielen Veranstaltungen entsprechend würdigen und wünschen uns auch weiterhin ein vielfältiges Miteinander.

In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich!

Ihr

Jörg Reuter
Vorsitzender der Lebenshilfe Helmstedt e.V.