Vorwort 5 2015

Liebe Leser des Newsletters,

am 29. November 1965 wurde in der Kreisberufsschule in Helmstedt die Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e.V. gegründet. Engagierte Eltern von Kindern und erwachsenen Menschen mit einer Behinderung sind dem Beispiel Tom Mutters, dem Gründer der ersten Lebenshilfevereinigung in Deutschland, gefolgt, um die Lebenssituation ihrer Kinder zu verbessern. 

20 Jahre nach Ende des NS-Terrors gab es keinerlei Förderangebote für Menschen mit Behinderung. Dieser Personenkreis wurde weitestgehend in Anstalten, Großeinrichtungen oder Altenheimen unter menschenunwürdigen Verhältnissen verwahrt und ausgegrenzt. Eltern wurden allein gelassen und waren verzweifelt. Ärzte machten wenig Hoffnung, pädagogische Förderung fand nicht statt und adäquate Räumlichkeiten gab es nicht. 

Umso bemerkenswerter sind die Anstrengungen der Gründungsmütter und Gründungsväter zu bewerten, die nach Aussage des Sitzungsprotokolls mehr als 80 Personen in der Berufsschule versammelten und davon 32 Personen eine Beitrittserklärung unterzeichneten. Mit der Heilpädagogischen Tagesbildungsstätte in Alversdorf wurde 1968 das erste Angebot für insgesamt 20 geistig behinderte Kinder und Jugendliche im Landkreis Helmstedt eröffnet. Mit der Unterstützung einer hauptamtlichen Kindergärtnerin und zahlreicher Eltern wurde hier der Grundstein für die heutige Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel gelegt.

Durch den unermüdlichen Einsatz vieler ehrenamtlich engagierter Menschen und durch die professionelle Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lebenshilfe Helmstedt- Wolfenbüttel gGmbH ist eine starke Solidargemeinschaft entstanden, die umfangreiche Förderangebote und Hilfen für Menschen mit einer Behinderung bietet. Aus Angst ist Zuversicht erwachsen, niemand braucht sich mehr zu verstecken, hier sind alle Menschen willkommen.

Durch die UN-Behindertenrechtskonvention werden die Rechte der uns anvertrauten Menschen weiter gestärkt. Ein gleichberechtigtes Mit- und Nebeneinander sowie der Inklusionsanspruch stellen alle Beteiligten vor neue Herausforderungen. Wir sollten dabei jedoch immer auf die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung und deren Angehörige eingehen und nicht über deren Köpfe hinweg Entscheidungen treffen. Hier gilt es in besonderem Maße auf Menschen mit besonders ausgeprägter Beeinträchtigung Rücksicht zu nehmen und sie nicht aus gut gemeintem Aktionismus erneut auszugrenzen. Die Mitsprachemöglichkeiten und die aktive Beteiligung von Menschen mit Behinderung sind nicht nur in der UN- Behindertenrechtskonvention festgeschrieben, sondern werden auch in unseren Vereinen und Einrichtungen gelebt und umgesetzt.

Das 50-jährige Jubiläum soll auch ein Anlass sein, den vielen Unterstützerinnen und Unterstützern meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Den engagierten Eltern, den Vorständen, den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der Geschäftsführung, den vielen Freunden und Förderern,  sowie den uns verbundenen Unterstützern  aus Politik, Rat und Verwaltung. 

Besonderer Dank gilt meinen Vorgängern Herrn Niemann, Herrn Bosse und Herrn Wiedemann, die über Jahre Verantwortung für den Verein übernommen haben und einer breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Belange und Rechte von Menschen mit Behinderung zugänglich gemacht haben.

Wir werden dieses Festjahr mit vielen Veranstaltungen entsprechend würdigen und wünschen uns auch weiterhin ein vielfältiges Miteinander.

In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich!

Ihr

Jörg Reuter
Vorsitzender der Lebenshilfe Helmstedt e.V.