Mitgliederversammlung der Lebenshilfe in Helmstedt verspricht aktive Zukunft

Helmstedt. Zwischen erfreulich, traurig und aufmunternd bewegten sich die Vorträge und Ankündigungen bei der Mitgliederversammlung des Lebenshilfe Helmstedt e.V. Die Vereinsvorsitzende Gisela Förster freute sich über viele neue Gesichter. „Das zeigt das steigende Interesse am Verein“. Nach zwei Jahren der Pandemie ist der Verein finanziell weiterhin gut aufgestellt, freut sich über nicht abreißende Spendenbereitschaft und nutzt den neuen Schwung im Lichte der abflauenden Corona-Regeln für eine aktivere Gestaltung der Vereins- und Vorstandsarbeit mit Ausflügen, neuer Ehrenamtsakquise und Veranstaltungen wie den Sommerfesten, die nun so lange nicht stattfinden konnten. Während der Versammlung konnten insbesondere die sportlichen Erfolge der Lebenshilfe-Athleten bei den nationalen Special Olympics in Berlin für Begeisterung sorgen.

Der Vorstand der Lebenshilfe Helmstedt (von links): Peter Habermann, Rainer Loos, Ilona Junker, Cornelia Kozik, Nancy Kriependorf, Vereinsvorsitzende Gisela Förster und Geschäftsführer Bernd Schauder.

Seit einiger Zeit hat die Lebenshilfe Helmstedt nun auch Menschen mit Behinderung als Beisitzer im Vorstand. Hierüber berichtet Cornelia Kozik: „Wir haben das Gefühl, das läuft sehr gut. Es wird sehr gute Arbeit geleistet.“ Der Trend der Inklusion auch auf Vorstandsebene, so erzählt Junker, sei auch bei der Vorstandsfahrt im Oktober letzten Jahres nach Berlin offensichtlich geworden: „Bei der Wahl des neuen Bundesvorstandes wurden drei Menschen mit Beeinträchtigung in den Bundesvorstand gewählt“. Kozik schwärmt: „Die waren so überzeugend, so frisch in ihren Ideen, dass sie eine große Mehrheit für sich gewinnen konnten.“ Lebenshilfe-Geschäftsführer Bernd Schauder erzählt aus eigener Erfahrung, dass bei den Werkstättentagen früher eher die Geschäftsführer zu Wort gekommen seien: „Bei den Workshops, bei denen ich jetzt war, kommen die Betroffenen inzwischen viel mehr zu Wort“, freut sich Schauder und begrüßt die positive Entwicklung.

Lebenshilfe-Geschäftsführer Bernd Schauder referiert über die Vereinsfinanzen.

Bauprojekte schreiten voran

Im Anschluss gab Schauder eine Übersicht über die laufenden Bauprojekte auf den Grundstücken der Lebenshilfe. Da sei zum Beispiel der Umbau des Café Muck zum Heilpädagogischen Kindergarten in Schöningen. Dort entstehen zwölf Kitaplätze. Schauder: „Die Eltern werden sich freuen, wenn der Schöninger Bereich direkt aufgesucht werden kann und die Kinder nicht immer den Bus nehmen müssen.“ Das Café Muck, so Schauder, bleibe in einem Teil des Gebäudes erhalten. Das hatte sich auch die Lebenshilfe-Band „Kraftzwerge“ gewünscht.

Im Landgrabentrift entsteht derweil eine sogenannte Tagesstruktur mit 15 Plätzen. „Für Menschen, die nicht mehr in der Werkstatt arbeiten oder zum Teil in die Rente gehen“, erklärt Schauder das Konzept und berichtet über die bereits weit vorangeschrittenen Bauarbeiten. Weiterhin wurde in der Beendorfer Straße kürzlich der Empfang fertiggestellt und die Verwaltung barrierefrei ausgestaltet. Der Kioskbereich sei vorerst nur „provisorisch“ in Betrieb. „Er bietet künftig zwei neue Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung.“

Lebenshilfe-Geschäftsführer Bernd Schauder ging neben den laufenden Bauprojekten auch noch auf den Zukunftsworkshop mit den Bewohnerinnen und Bewohnern der Lebenshilfe-Einrichtungen ein. „Wir haben uns zusammengesetzt und uns angehört, welche Probleme es gibt. Diese Probleme wurden im Vorfeld von den Bewohnern zusammengetragen. Das fassen wir jetzt zusammen und werten aus, was getan werden muss.“ Die Standards in den Wohnheimen, berichtet Schauder in diesem Zusammenhang, hätten sich verändert. „Heute ist es wichtig, dass jeder sein eigenes Zimmer hat. Doppelzimmer werden nur noch selten nachgefragt. Auch eigene Badezimmer spielen eine Rolle.“ Weiterhin kündigt Schauder an, dass künftig „mit Sicherheit“ auch ein spezielles Wohnangebot für Menschen mit Demenz entstehen werde.

Hilfe für Notleidende aus der Ukraine

Cornelia Kozik berichtet: „Der Krieg in der Ukraine ist den Mitarbeitenden in unserer Werkstatt sehr zu Herzen gegangen. Alle haben so viel gespendet, wie sie konnten.“ Hervorhebenswert sei dabei der Umbau einer leerstehenden Wohngruppe im Batteriewall zur Unterbringung von 12 Geflüchteten. „Viele Mitarbeiter haben mit Sachspenden geholfen. Viele haben in ihrer Freizeit gearbeitet, um die Wohnung rechtzeitig fit zu kriegen“, erzählt Rainer Loos. Das „Team mit Herz“ konnte die ankommenden Kriegsflüchtlinge zu Tränen rühren. Die Männer der angekommenen Familien, verdeutlicht Kozik die Situation, seien zum Kämpfen in der Heimat geblieben.

Matthias Aurisch (rechts) hat sich besonders in der Spendensammlung für Kriegsopfer engagiert und wurde dafür von Cornelia Kozik geehrt.

Besonders bezahlt gemacht habe sich beim Sammeln der Spenden der Lebenshilfe Werkstattbeschäftigte Matthias Aurisch, der von Kozik auch prompt in der Mitgliederversammlung dafür geehrt wurde. 324,77 Euro konnte er mit Spendendosen unter anderem auf den Veranstaltungen der Lebenshilfe für die Flüchtlingshilfe sammeln. „Ich will auch weiter sammeln!“, kündigt Aurisch entschlossen an und erntet dafür den Applaus.

Nach der einstimmigen Entlastung der Kassenwartin Barbara Kawacki in Abwesenheit von Christa Roßmann widmeten sich die zahlreichen Anwesenden dem Buffet im Außenbereich, um den Abend bei sommerlichen Temperaturen – wenn auch bedecktem Himmel – gemütlich ausklingen zu lassen. Die Mitarbeiter und Beschäftigten der Lebenshilfe können sich nach zwei Jahren Pandemie endlich wieder auf zahlreiche Ausflüge und Veranstaltungen freuen. Ein wiedergefundener Optimismus, der allen bei dieser Mitgliederversammlung deutlich anzumerken war.