Vorreiter durch die erste inklusive Eiskarte weit und breit

Großer Trubel auf dem Helmstedter Markt: Vor dem Eiscafè Dolomiti trafen sich Dutzende Bewohner der Lebenshilfe-Einrichtungen, um ein schönes Ereignis zu feiern: Die erste inklusive Eiskarte im Landkreis Helmstedt und wohl weit darüber hinaus. Idee und Umsetzung resultierten aus einer Kooperation der Lebenshilfe mit der Aktion Mensch unter dem Motto #1BarriereWeniger.

„Tatsächlich bedeuten Eiskarten oder Speisekarten, die nicht auf die Bedürfnisse der Menschen mit Behinderungen ausgerichtet sind, eine echte Barriere“, verdeutlichte Kerstin Rüster. Sie ist Koordinatorin für Unterstützte Kommunikation der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel. „Vielen fehlt einfach das Zahlenverständnis oder sie finden sich auf den herkömmlichen Karten schlecht zurecht.“

Diesen Eindruck hatten auch Cesare und Edoardo De Vita gewonnen, die beiden Chefs im Eiscafè: „Früher bestellten sie oft nur eine Kugel und trauten sich nicht an unsere leckeren Becher heran.“ Nach Meinung von Axel Koßmann von der Lebenshilfe lag auch das an der Barriere einer nicht inklusiven Karte: „Schon bei der Vorbereitung des Ausflugs im Wohnheim haben viele zu wenig Geld eingesteckt und konnten dann nur eine Kugel kaufen.“

Karte liebevoll gestaltet

Die neue Karte wurde von Julia Henke gestaltet. Die Grafikerin aus Wolfenbüttel hörte sich die Probleme genau an und gestaltete dann sehr liebevoll eine Karte, die in erster Linie aus Bildern und Symbolen besteht. Anhand der abgebildeten Münzen wird jedem klar, wieviel davon er zuhause für seinen Lieblingseisbecher einstecken muss – zumal die Karten jetzt auch im Wohnheim ausliegen. „Die Karte sieht toll aus“, lobte Mathias Nowatzki vom „Klosterblick“. „Das ist ein ganz wichtiger Aspekt von Teilhabe, und im Grunde war die Idee schon lange überfällig.“

Helmstedts 1. stellvertretender Bürgermeister, Friedrich-Wilhelm Diedrich, zeigte sich Tag der Übergabe ebenfalls beeindruckt: „Wenig Aufwand, viel Ergebnis – das ist eine prima Aktion, die hoffentlich noch viele Nachahmer findet in der Stadt.“ Für Cesare De Vita war es selbstverständlich, dass er mitzog bei der Lebenshilfe-Idee: „Als wir 1964 nach Deutschland kamen und auch 2017, als wir an den Markt umgezogen sind, haben uns so viele Menschen geholfen – da war es jetzt sofort klar, dass wir bei dieser Sache mitmachen, denn diese gute Idee erhöht die Lebensfreude.“ Und dann legten die beiden De Vitas sogar noch einen drauf in puncto Lebensfreude: Alle Lebenshilfe-Besucher bekamen zur Einweihung der neuen Karte ein Eis umsonst.

Zum Bild: Große Freude herrschte auf dem Markt, wo die Lebenshilfe und das Eiscafè Dolomiti die erste inklusive Eiskarte vorstellten – und dann gab’s auch noch ein Eis umsonst.