Die Räume der Lebenshilfe in der Mascheroder Straße sind weihnachtlich dekoriert und festlich beleuchtet. Sie füllen sich bereits vor dem offiziellen Einlass zur Weihnachtsfeier – Bewohner, Beschäftigte, deren Eltern und die Vorsitzenden des Vereins begrüßen sich, fallen sich um den Hals. An den perfekt gedeckten Tischen im Speisesaal reichen schon bald die Stühle nicht mehr für alle.
Es riecht gut aus der Küche. Hinter dem Buffet stehen gut gelaunte Service-Kräfte, einer davon ist Gordon Bauer, der gerne Koch werden möchte. Er stellt den Gästen das Menü en Detail vor: Es gibt so viele Köstlichkeiten, dass man sich schon beim Zuhören nicht mehr für eine Speise entscheiden kann. Als Bauer abschließend das Flambieren der Crème Brûllée für später ankündigt, erhält er spontanen Applaus.
Die Lebenshilfe stellt Jahr für Jahr viel auf die Beine. „Es ist ein ewiger Kampf, Gelder zu beantragen – das ist unser Tagesgeschäft“, erzählt der Vorsitzende des Vereins, Dr. Joop van den Heuvel. Auch dafür zu sorgen, dass die Eltern von Kindern mit Behinderung die richtige Hilfe für ihren Nachwuchs erhalten, und die steten Bemühungen, gegen die Vorurteile anzuarbeiten, seien große Aufgaben. „Es gibt immer noch Leute, die eine Behinderung für ansteckend halten“, seufzt van den Heuvel. Aber er beendet das Thema kurzerhand. „Heute machen wir keine Politik“, stellt er klar. „Heute wollen wir uns nur auf die Weihnachtsfeier, den Spaß und gutes Essen konzentrieren.“ Und natürlich einen Rückblick auf das Jahr werfen.
Über die Frage nach den Höhepunkten 2019 denkt Geschäftsführer Bernd Schauder nicht lange nach. „Unser Highlight dieses Jahr ist auf jeden Fall die Unterstützte Kommunikation. Menschen, die sich aufgrund ihrer Behinderung gar nicht mitteilen können, bekommen mithilfe von Sprachcomputern die Möglichkeit dazu. Jemand, der nicht mal sagen kann, dass er Hunger oder Durst hat, ist dadurch endlich in der Lage, Wünsche zu äußern.“ Mitarbeiter der Lebenshilfe waren auf einer Fortbildung, um zu lernen, wie man diese Form der Kommunikation unterstützt. Dabei ist der Standort Helmstedt schon etwas besser ausgestattet. „Wolfenbüttel zieht aber nach“, sagt Dr. van den Heuvel.
Dann hält er eine kurze, witzige Begrüßungsrede und liest zusammen mit Axel Koßmann eine selbstgeschriebene Weihnachtsgeschichte vor, in der Mäuse, die Küche der Lebenshilfe und auch Bernd Schauder – sehr zur Belustigung der Anwesenden – eine entscheidende Rolle spielen. Das Buffet ist eröffnet, die Stimmung heiter, und über Politik spricht jetzt wirklich niemand mehr. Die Weihnachtsfeier ist bewusst ohne Programmpunkte gehalten. Es gibt das erlesene Buffet, der Fokus liegt auf dem entspannten Beisammensein. „Mit Progamm ist es für alle anstrengender und lauter, deshalb haben wir in diesem Jahr darauf verzichtet“, erklärt Dr. van den Heuvel das Konzept. Und dieser Plan geht auf, die Stimmung ist ruhig und angenehm, das Buffet ist gut besucht, Gespräche und Gelächter bestimmen den Abend. Kurz: Es ist weihnachtlich.