Lebenshilfe schafft 24 Plätze an der Schillerstraße

Die Lebenshilfe in Wolfenbüttel befindet sich in einem erstaunlichen Modernisierungsprozess – ohne den Stolz auf ihre Wurzeln zu vernachlässigen. Das wurde während der Mitgliederversammlung des Lebenshilfe-Vereins Wolfenbüttel im Verwaltungsgebäude am Blauen Stein deutlich.

Vorsitzender Klaus Bätcke eröffnete den Abend mit einer Stellungnahme zur derzeitigen Flüchtlingssituation. „Das alles überdeckende Thema unserer Zeit sind die Menschen, die bei uns Schutz suchen und Sicherheit.“ Die Lebenshilfe sorge sich vor allem um Flüchtlingskinder mit Behinderungen, sagte Bätcke und verwies auf die Sammlung gebrauchten Spielzeugs in den Werkstätten, die noch bis Ende November läuft. „Erstmal ist jedoch wichtig, die Menschen aufzunehmen, bevor man die weiteren Schritte plant.“


Gut besucht war die Mitgliederversammlung des Wolfenbütteler Lebenshilfe-Vereins.

 

Es sei klar, dass hier beim Zuzug aus fernen Ländern unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinander prallen. „Doch im Moment dominieren Gastfreundschaft und Menschlichkeit. So soll es bleiben, und die Lebenshilfe wird sich daran beteiligen.“

Bätckes Überblick über die Einrichtungen der Gemeinnützigen GmbH, die in Kooperation mit dem Helmstedter Lebenshilfe-Verein betrieben wird, fiel überaus positiv aus. Im Elementarbereich habe die integrative Kinderkrippe eine zweite Gruppe bekommen, die mittlerweile ebenfalls voll ausgelastet ist.

„In alle Werkstätten in Wolfenbüttel haben wir im letzten jahr wieder viel investiert“, berichtete der Vorsitzende. Gleichzeitig seien rund 90 Wohnplätze in der Stadt entstanden. „Unsere Einrichtungen bieten ein durchlässiges System, in dem sich jeder mit seinen Bedürfnissen wiederfimnden kann.“

Hinzu kam vor einiger Zeit die so genannte „Tagesstruktur“, in der ältere Menschen mit Behinderung, die nicht mehr in der Lage sind, in der Werkstatt zu arbeiten, bis zum Nachmittag am Blauen Stein betreut werden. „Sie ist mit zehn Personen belegt. Da auch hier der Bedarf in den nächsten Jahren steigt, müssen wir uns Gedanken über den Bau einer Einrichtung machen“, verdeutlichte Bätcke.

Nach dem Bericht von Kassenführerin Elisabeth Diekmann wurde der Vorstand einstimmig entlastet. Neuwahlen stehen erst wieder 2016 an. Die Zahlen der gGmbH trug Geschäftsführer Bernd Schauder vor. Die Gesellschaft biete in ihren Einrichtungen 1303 Plätze an und beschäftige 391 Angestellte. Der Umsatz stieg von 22,6 (2013) auf gut 26 Millionen Euro (2014). „Ein Auftrag des Studentenwerk für unsere Werkstatt brachte allein zwei Millionen Euro“, freute sich Schauder. Die Blanzsumme kletterte auf mehr als 40 Millionen Euro.

Die Gesellschaft sei wirtschaftlich gesund, unterstrich Schauder. „Alle Einrichtungen in Wolfenbüttel, Helmstedt und auch unserer Lebenshilfe Ostfalen gGmbH sind nach wie vor zertifiziert.“ Damit dies so bleibe, werde in absehbarer Zeit die Werkstatt in Fümmelse erweitert. Den fast fertiggestellten Verwaltungsanbau in Wolfenbüttel konnten die Besucher nach der Sitzung besichtigen.

Das Jahr 2016 steht einerseits im Zeichen des Jubiläums „50 Jahre Lebenshilfe Wolfenbüttel“, andererseits gibt es eine ganze Reihe geplanter Wohnprojekte, wie Bereichsleiterin Anja Wirgau-Schildener berichtete. „So haben wir an der Schillerstraße zwei Häuser gekauft, wo wir 16 ambulante und 8 stationäre Plätze einrichten.“ Vorkehrungen für Brandschutz, Sanierung und Barrierefreiheit (mit 250 000 Euro gefördert von der Aktion Mensch) ziehen sich allerdings noch hin. „Wir peilen den Einzug Ende 2016 an.“

Wirgau-Schildener verdeutlichte, dass die Nachfrage nach Betreuung und Pflege permanent steige. „Im Moment haben wir 74 Personen auf der Warteliste, doch jeden Monat kommen neue hinzu.“ Aufgrund der Arbeiten an der Schillerstraße sei das Wohnprojekt Monplaisir etwas verschoben worden. „Aber noch in 2016 soll am Wohnheim Blauer Stein ein Garten der Sinne entstehen. Außerdem planen wir neben unserer Theatergruppe eine inklusive Spielgruppe am Lessing-Theater.“

Nach einem interessanten Vortrag von Werkstattleiter Carsten Druba über Produktionsaufträge aus der Wirtschaft stellte Jennifer Langhoff den Freizeitbereich vor, den sie seit zwei Jahren betreut. „Unser Familienunterstützender Dienst hat inzwischen 83 Teilnehmer von 11 Monaten bis 77 Jahre“, sagte sie, „auf diese Entwicklung bin ich sehr stolz.“

Schließlich berichtete Axel Koßmann, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit der Lebenshilfe, über das pralle Festprogramm zum Jubiläum. „Die Planungen sind im vollen Gange – wir starten mit einer Rohbau-Party an der Schillerstraße im März/April.“ Am 16. April gebe es den Tag der offenen Tür im Elementarbereich und am 13./15. Mai zwei Aufführungen eines inklusiven Theaterstücks. Am 11. Juni finde das Sommerfest vergrößert als „Fest der Vielfalt“ statt. „Wir planen einen großen Umzug durch die Stadt und einen Rolli-Parcours.“

Wenn der Zirkus Dobbelino vom 5. bis zum 16. September sein Zelt bei der Lebenshilfe aufstelle, werde es dort neben den Vorstellungen zwei Höhepunkte geben, sagte Koßmann: „Am 6. September machen wir ein Showkochen mit MKN, und am 9. September gibt es den großen Festakt zu unserem Jubiläum – als Gast erwarten wir Staatssekretär Jörg Röhmann aus dem Sozialministerium in Hannover.“

 

 

Foto: Blick in die Versammlung. Foto: Lebenshilfe