Vor fünf Jahren betrat die Lebenshilfe Wolfenbüttel-Helmstedt Neuland: An der Halchterschen Straße eröffnete sie die erste Werkstatt für Menschen mit psychischer Erkrankung oder seelischer Behinderung. Am Wochenende freute sich die Einrichtung in einer kleinen Feierstunde über den ersten erfolgreichen Abschnitt.
Sabrina Schulze vom Sozialdienst hielt in der Kantine von rund 65 Beschäftigten, Mitarbeitern und Gästen einen launigen Rückblick auf fünf Jahre WIR (Werkstatt für Industriearbeit). Schon weit vor der Eröffnung 2009 war die Lebenshilfe akktiv geworden. „Mit einer Umfrage haben wir das Interesse und die Erfordernis ermittelt, eine solche Arbeitsmöglichkeit im Landkreis Wolfenbüttel zu schaffen.“
Die Besucher der Feierstunde vor der WIR an der Halchterschen Straße.
Als sich die Lebenshilfe entschloss, den Schritt einer Erweiterung zu gehen, kam ihr der Zufall entgegen: Das damalige Schering-Werk wollte sich von seinem Gebäude trennen, in dem die Werksfeuerwehr und die Lehrlingswerkstatt untergebracht waren. „Ganz günstig war der Kauf nicht“, erinnerte sich Bernd Schauder an die Transaktion, die von einer ganzen Gruppe von Schering-Anwälten aus Berlin begleitet wurde. Doch schließlich kam es zur Unterschrift. „Wir haben den Kauf nicht bereut“, betonte der Lebenshilfe-Geschäftsführer, der damals als kaufmännischer Leiter am Verhandlungstisch saß.
Die Werkstatt startete nach Umbau und einigen Investitionen schließlich mit zwölf Personen, von denen heute noch zehn an Bord sind. Die ersten Aufträge kamen im Holzbereich, es wurden hunderte Lattenroste gefertigt. Inzwischen ist das Sortiment erweitert um einen EDV-Dienstleistungsbereich, eine Näherei inklusive Änderungsschneiderei und einen Secondhand-Laden. Außerdem gibt es den Metallbau und sogar eine Reihe von Eigenprodukten.
Die WIR ist mittlerweile gut vernetzt in der lokalen Wirtschaft, zu den Auftraggebern und Kooperationspartnern gehören zum Beispiel Volkswagen, MKN und Lehnkering. Insgesamt arbeiten heute 56 Menschen an der Halchterschen Straße.
Doch neben dem beruflichen Aspekt gibt es in den Einrichtungen der Lebenshilfe immer auch den gesellschaftlichen Ansatz. So berichtete Sabrina Schulze von zahlreichen Ausflügen, Feiern und gemeinsamen Aktionen der Beschäftigten – da zeichnen sich fast schon familiäre Strukturen ab in der Werkstatt.
Entsprechend groß war der Jubel, als es am Ende der Feierstunde eine Reihe von Ehrungen gab. Unter anderem wurde Bernd Schauder dafür ausgezeichnet, die WIR schon seit fünf Jahren tatkräftig zu unterstützen. Der Lebenshilfe-Geschäftsführer freute sich seinerseits über die Erfolgsgeschichte an der Halchterschen Straße. „Wir haben hier eine Angebotslücke im Landkreis geschlossen – und das war dringend erforderlich.“
Sabrina Schulze überreicht Bernd Schauder eine Urkunde.