25 Jahre: Das Wohnheim feierte

Zu einem fröhlichen Fest der Lebenshilfe-Familie wurde die Feier aus Anlass „25 Jahre Wohnen in Wolfenbüttel“. Vor einem Vierteljahrhundert war das Wohnheim am Blauen Stein eröffnet worden – die Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel lud in den Gemeindesaal St. Ansgar ein, und fast 150 Gäste feierten mit.

Mit der Wahl dieses Veranstaltungsortes ging die Lebenshilfe einmal mehr auf die Menschen zu und bedankte sich mit dieser Geste bei ihnen. „Vor allem den Einwohnern hier im Stadtteil Nord-Ost, aber auch allen anderen Wolfenbüttelern wollen wir Dank sagen für das angenehme Wohnumfeld, dass sie uns und den Menschen mit Behinderung seit Jahren bieten“, sagte Lebenshilfe-Geschäftsführer Bernd Schauder in seiner Begrüßung.

Im vollbesetzten Gemeindesaal St. Ansgar sorgte die Musikgruppe Quintessenz für festliche Atmosphäre.

Schauder unterstrich, dass aus dem ersten Wohnangebot der Lebenshilfe eine echte Erfolgsgeschichte geworden sei. „Mittlerweile kamen das ambulant betreute Wohnen und die Außenwohngruppe hinzu. Insgesamt bieten wir in Wolfenbüttel mehr als 80 Wohnplätze an.“ Motor dieses Erfolgs sei das Team um Leiter Herbert Theissen, der schon vor 25 Jahren die Gründung der Einrichtung begleitet hatte. Und mit einem schmunzelnden Seitenhieb auf den Slogan der Stadt  Wolfenbüttel sagte der Geschäftsführer: „Das Motto ,Endlich zuhause‘ gilt bei uns schon lange.“

Trotz des fröhlichen Anlasses kam Schauder in seiner Ansprache nicht umhin, den Finger in verschiedene Wunden zu legen. So sei eine Weiterentwicklung der Behindertenhilfe seit Jahren überfällig. Dem Vernehmen nach solle dieses Eisen nach der Bundestagswahl angepackt werden. „Wir werden die Entwicklung weiter kritisch begleiten.“

Wolfenbüttels Lebenshilfe-Vereinsvorsitzender Klaus Bätcke warf einen Blick zurück. „Vor 50 Jahren wurden Menschen mit Behinderung noch in Großeinrichtungen beaufsichtigt, eine Selbstverantwortung war nicht vorgesehen.“ Heute hingegen übergebe man den Menschen immer mehr Eigenverantwortung. „Jetzt warten wir dringend auf den Start des persönlichen Budgets, damit die Betroffenen aus der unwürdigen Rolle des Bittstellers herauskommen.“

Wohnen und zuhause Sein setzte Bätcke gleich mit Gemütlichkeit, Geborgenheit, Sicherheit, Selbstbestimmung, Individualität und der Möglichkeit, sich zurückzuziehen. „Natürlich gibt es auch die Gefahr des Scheiterns – eben alles wie im richtigen Leben.“ All dies umfasse das Wohnangebot der Lebenshilfe, „gegebenenfalls ergänzt um ein Training in der Wohnschule“.

Grußworte kamen vom Landrat in Vertretung Martin Hortig und Rainer Bosse als stellvertretendem Bürgermeister. Hortig kündigte an, nächstes Jahr den Verkehrsübungsplatz an der Schule Teichgarten wiederzubeleben. Bosse erheiterte die Versammlung mit einem Gedicht zum Jubiläum aus eigener Feder.

Bevor das bunte Programm im Garten des Gemeindehauses startete, erinnerte Theissen selbst an die vergangenen 25 Jahre. „Es gab immer wieder neue Herausforderungen, auf die sich Mitarbeiter, Bewohner und ihre Angehörigen einstellen mussten“, sagte er. Neben acht Bewohnern der ersten Stunde, die ein Präsent erhielten, freute sich der Leiter über eine Reihe von Ehemaligen. „Es gab in der Vergangenheit schwierige und traurige Momente des Abschieds durch Wegzug oder Tod. Aber es gab auch viel Schönes wie gemeinsame Aktivitäten, Ausflüge und sogar eine Hochzeit unter Bewohnern.“

Vom Gründungsteam waren neben Theissen Susanne Ahrens und Harald Bollmeier zugegen. Das Trio lieferte einen kurzweiligen Rückblick, der bereits im Jahre 1988 begann: Denn schon der Einzug ins Wohnheim verlief mit Hindernissen. „Die Lattenroste der Betten waren nicht rechtzeitig geliefert worden. Erst nach einer Sammelaktion in allen Möbelhäusern zwischen Gifhorn und Goslar hatten wir genügend Roste zusammen, so dass alle Bewohner die erste Nacht nicht auf dem Boden verbringen mussten.“

In diesem Stil ging es munter weiter. Der nach 35 Jahren in der Lebenshilfe selbsternannte „Dinosaurierer des Wohnheims“ (Bollmeier) hatte so manche  Anekdote auf seinem Spikzettel. Und nach dem Mittagbüffet waren draußen die Kraftzwerge und der Zauberzirkus geplant, bevor das Fest bei Kaffee und Kuchen zu Ende ging.

 

Vor der Veranstaltung in fröhlicher Runde (von links): Erster Kreisrat Martin Hortig, Lebenshilfe-Geschäftsführer Bernd Schauder, Stellvertretender Bürgermeister Rainer Bosse, Wohnheimleiter Herbert Theissen und Lebenshilfe-Vereinsvorsitzender Klaus Bätcke.


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