Helmstedt anders erleben – inklusive Stadtführungen starten wieder

Helmstedt. Die Lebenshilfe startet nach einer langen Corona-Pause wieder mit ihren inklusiven Stadtführungen. Auf einer rund einstündigen Tour können Interessierte durch Mitmachaktionen, Gebärden und einfache Sprache die Geschichte von Helmstedt auf besondere Art erfahren.

Das Erlebnis, so erklärt Kerstin Rüster vom Fachbereich Unterstützte Kommunikation der Lebenshilfe Helmstedt/Wolfenbüttel, könne dabei individuell auf jede Gruppe zugeschnitten werden.

Die Route ist dabei so konzipiert, dass sie mit einem Rollstuhl problemlos befahren werden kann. Während der Führung geht es viel ums Beobachten der zahlreichen Details im historischen Ambiente der Helmstedter Innenstadt.

„Der Hausmannsturm heißt Hausmannsturm, weil der Bewohner des Turmes die Aufgabe hatte, einen Brand und herannahende Feinde zu melden. Der Bewohner wurde Hausmann genannt.“

Erklärung zum Hausmannsturm in der inklusiven Stadtführung.

Mit dabei ist ein einfacher Stadtplan, den laut Rüster sogar Kinder verstehen. So fällt es auch während der Mitmachaktion leicht, sich in Helmstedt zu orientieren. „Wir haben zum Beispiel Materialien zum Thema Kanalisation dabei. Wie es früher war und wie es heute ist“, berichtet Frau Rüster. Bei einer Mitmachaktion dazu muss man Schweine aus Pappmaché finden, „denn früher liefen die Schweine in der Stadt frei herum. Das hat natürlich zum Gestank in der Stadt beigetragen. Und das wollen wir vermitteln.“

Die Idee kam Kerstin Rüster während einer Führung in Bad Oeynhausen, die sich an Menschen mit Beeinträchtigungen richtete. Als gebürtige Helmstedterin trieb sie fortan die Frage um, ob sich so etwas in ihrer Heimat nicht auch realisieren ließe. „Denise Siebert fand diese Idee toll. Wir haben uns gesucht und gefunden – es macht Spaß, Helmstedt mal anders darzustellen“, sagt Rüster und erklärt: „Frau Siebert hat selbst eine kognitive Einschränkung. Wir haben uns zusammengesetzt und die geschichtlichen Texte gemeinsam besprochen. Sie hat das dann in ‚ihre‘ Sprache übersetzt.“ Wichtig, so Rüster, sei dabei der Unterschied zur leichten Sprache. „Die leichte Sprache folgt ganz speziellen Vorgaben. Die erfüllen wir natürlich nicht. Es ist einfache Sprache.“

„Hier stand mal ein anderes Haus in dem Leprakranke behandelt wurden. Lepra ist eine ansteckende Krankheit, die es heute in Deutschland nicht mehr gibt.“

Erklärung zur St. Georg Kapelle und zum Georgienhof in der inklusiven Stadtführung.

Die beiden Stadtführerinnen bereiten sich auf jede Gruppe individuell vor. „Wenn großes Interesse besteht, kann es auch mal zwei Stunden dauern. Wir sind da sehr flexibel“, so Rüster. Die Anmeldung für eine Führung kann per E-Mail unter k.ruester@lebenshilfe-he-wf.de oder per Telefon unter: 0151 108 645 71 bei Kerstin Rüster erfolgen. Es wird ein Unkostenbeitrag von 2 Euro pro Person erhoben.