Frauenbeauftragte der Lebenshilfe Wolfenbüttel in Vorstand von Bundesnetzwerk gewählt

Bei der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel gGmbH wird die Selbstbestimmung der Beschäftigten groß geschrieben. Dafür setzt sich etwa der Werkstatt-Rat ein – seit zwei Jahren vertritt zudem Ines Schönian als Frauenbeauftragte ihre Kolleginnen bei allen Belangen rund um die Arbeit in den Werkstätten. Die Wolfenbüttelerin hat jetzt zudem zusammen mit Gleichgesinnten von anderen Standorten das „Bundesnetzwerk für Frauenbeauftragte in Einrichtungen“ gegründet und wurde prompt in dessen Vorstand gewählt.

Den Anstoß für ihr Engagement bekam Schönian, als sie von einer Studie zur Gewalt gegen Frauen erfuhr. Die Quote sei demnach deutlich höher als die Gewalt gegen Männer. Überraschend und schockierend war aber insbesondere ein anderes Ergebnis: Demnach sind gewalttätige Übergriffe auf Frauen mit Behinderungen überproportional häufiger. „Frauen mit Behinderungen haben in Einrichtungen oftmals keinen Ansprechpartner für solche Themen“, sagt Schönian. Das wollte sie ändern.

Ende 2017 wurde sie von den weiblichen Beschäftigten für eine Amtszeit von vier Jahren zur Frauenbeauftragten gewählt. Aufgrund der Größe der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel stand es Schönian zu, ein eigenes Büro zu erhalten und von ihrer eigentlichen Tätigkeit in der Werkstatt für Industriearbeit (WIR) an der Halchterschen Straße freigestellt zu werden, um dem Amt der Frauenbeauftragten in Vollzeit nachzugehen. Das Büro teilt sie sich mit dem Vorsitzenden des Werkstattrates. Außerdem erhielt sie eine hauptamtliche Unterstützerin – die langjährige Lebenshilfe-Mitarbeiterin Henrike Schirren – sowie eine Stellvertreterin: Elke Aldrup, die bei der Wahl die zweitmeisten Stimmen erhalten hatte.

Ines Schönian (Dritte von links) bei der Gründung des Bundesnetzwerkes mit Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (links).

Als Frauenbeauftragte ist Schönian jetzt in allen Einrichtungen des Betriebs unterwegs, um sich den weiblichen Beschäftigten vorzustellen. Sie veranstaltet regelmäßig Frauen-Cafés und hört sich die Belange der Kolleginnen an. Außerdem organisiert Schönian Selbstverteidigungskurse und Präventionsveranstaltungen. „Ich sehe mich als Bindeglied“, sagt die gelernte Verkäuferin – sie vermittelt zwischen den Beschäftigten und etwa der Geschäftsführung. Oder sie empfiehlt, je nach Sachlage, professionelle Hilfe hinzuzuholen – beispielsweise einen Psychologen oder die Polizei. Darüber hinaus nimmt Schönian auch an den Sitzungen des Werkstattrates teil.

Seit Jahren schon engagiert sie sich zudem im bundesweiten Weibernetz-Verein – einem Bundesnetzwerk für Frauen und Mädchen mit Behinderung. „Es ist in meiner Funktion äußerst wichtig, sich mit anderen Frauenbeauftragten auszutauschen und zu vernetzen“, sagt sie. So kam auch die Idee für das neue Bundesnetzwerk für Frauenbeauftragte in Einrichtungen, das jetzt in Berlin gegründet wurde. Bei der Sitzung der 42 Gründungsmitglieder war auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey anwesend. Das Netzwerk will jetzt mit Fördergeldern ein Büro einrichten und professionelle Strukturen aufbauen. „Eins unserer ersten Ziele ist es, das Mitwirkungsrecht der Frauenbeauftragten in den Einrichtungen genau zu definieren“, blickt Schönian voraus.

Im Bild oben: Die Frauenbeauftragte der Lebenshilfe Helmstedt Ines Schönian mit Henrike Schirren