Bei der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel treffen sich regelmäßig sieben Beschäftigte, um über Zustand und Zukunft der Werkstätten zu diskutieren. Sie vertreten dabei die Belange ihrer Kollegen. Dafür wurden sie gewählt – in den Werkstatt-Rat.
Dieses Gremium agiert ähnlich wie ein Betriebsrat im Unternehmen. „Die Position des Werkstattrats wurde durch das Bundesteilhabegesetz noch einmal deutlich gestärkt“, erklärt Axel Koßmann. Der Öffentlichkeitsbeauftragte der Lebenshilfe wurde von den aktuellen Mitgliedern des Werkstattrats zur Vertrauensperson gewählt. Das Gremium hat bei zahlreichen Entscheidungen ein Stimmrecht. So können die Beschäftigtenvertreter bei Urlaubszeiten, bei der Gestaltung der Lohnsysteme, bei Neueinstellungen von Gruppenleitern oder bei Neubauten mitbestimmen.
„Wir haben uns zum Beispiel dafür eingesetzt, dass der neue Fahrstuhl in der Werkstatt in der Mascheroder Straße größere Zahlen und freundlicheres Licht hat“, berichtet Werkstatträtin Johanna Brill. Sie vertritt mit ihren Kollegen die Belange der Beschäftigten aus den Lebenshilfe-Werkstätten in der Mascheroder Straße, in Fümmelse und der WIR – Werkstatt für Industriearbeit in der Halchterscshen Straße in Wolfenbüttel sowie der Werkstätten in Helmstedt in der Beendorfer Straße und im Landgrabentrift sowie der WIR in der Porschestraße.
Noch vor wenigen Jahren hatte ein Werkstattrat bundesweit nur das Recht angehört zu werden. Durch das Stimmrecht ist das Gremium deutlich aufgewertet worden. Analog zu einem Betriebsratsvorsitzenden soll auch der Werkstattrat-Vorsitzende von der Arbeit freigestellt werden und ein eigenes Büro erhalten. Das ist für Werkstätten ab 200 Beschäftigten vorgesehen. Kai-Richard Meyer hat jedenfalls bereits einen entsprechen Antrag gestellt. Für ihn ist es bereits die dritte Amtszeit. Meyer engagiert sich darüber hinaus auch in der Regionalen Arbeitsgemeinschaft Südniedersachsen, wo er mit anderen Beschäftigten-Vertretern aktuelle Themen diskutiert.
„Ich möchte meinen Kollegen dabei helfen mitzubestimmen“, sagt Meyer zu seiner Motivation, im Werkstattrat tätig zu sein. Er setze sich ein, wenn jemand mit einem Problem zu ihm kommt. Seine Kollegin Simone Bangemann sagt: „Ich möchte für schwächere Kollegen, die sich nicht so gut ausdrücken können, da sein.“
Das Gremium trifft sich alle 14 Tage, um die aktuelle Lage zu besprechen. Die Mitglieder verpflichten sich dabei, das Besprochene vertraulich zu halten. Einmal im Jahr berichtet der Rat in einer Vollversammlung über das Erreichte. Zudem trifft sich das Gremium mit dem Betriebsrat, mit Werkstattleitern, der Geschäftsführung und der Frauenbeauftragten.
„Mir ist es wichtig, Probleme sofort anzusprechen und gemeinsam zu lösen“, erklärt Meyer. Falls das nicht klappen sollte, gibt es bei der Lebenshilfe die Vermittlungsstelle – sozusagen als letzte Lösungsmöglichkeit im Streitfall.