Die Grundlagen im Umgang mit einem Hund – zehn Teilnehmer eines arbeitsbegleitenden Angebots der Helmstedter Lebenshilfe-Werkstatt kennen sich jetzt damit aus. Noch dazu können sie es nachweisen: Die Werkstatt-Beschäftigten haben den Hundeführerschein im Scheckkartenformat erhalten und tragen ihn jetzt immer bei sich.
Hintergrund ist der Hunde-Kurs mit Flocke, den Diplom-Pädagogin Steffi Sembera regelmäßig für die Beschäftigten der Werkstatt anbietet. Seit einigen Jahren bringt sie Therapiebegleithündin Flocke mit in die Werkstatt. Für die Beschäftigten ist dieses Angebot als aktive Entspannung und Förderung körperlicher, geistiger und sozialer Talente vorgesehen.
„Wir wollten einen Nachweis haben, dass wir mit Hunden umgehen können“, sagt Kurs-Teilnehmerin Isabell von Bargen. Sembera überlegte sich Prüfungsinhalte und begann vor einem Jahr mit den Teilnehmern das Projekt Hunde-Führerschein. Dieser ist an den offiziellen Ausweis des Hundehalter-Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH) angelehnt ist. „Zudem haben alle Teilnehmer eine Mappe mit Fotos aus Flockes Leben und den Lerninhalten wie Regeln im Umgang mit dem Hund, Hundeverhalten, wichtige Hör- und Sichtzeichen und Pflege und Versorgung des Hundes erhalten“, berichtet Sembera.
Jetzt – ein Jahr nach Projekt-Beginn – haben sieben Teilnehmer die Prüfung bestanden und sind stolze Besitzer der Urkunde. Die anderen drei Teilnehmer haben eine schöne Teilnahmebescheinigung bekommen. „Wir haben viel gelernt“, sagt von Bargen – etwa Hörzeichen wie „Sitz“, „Warte“ und „Platz“. Allerdings nicht nur als gesprochene Befehle, sondern auch als Gebärden. Die flache Hand nach unten zu führen, bedeutet etwa „Platz“.
Die Teilnehmer haben sich aber auch mit der Pflege eines Hundes beschäftigt und gelernt, auf seine Körpersprache zu achten. Eine geduckte Haltung deute etwa auf Angst hin. Die wichtigste Lektion aber: Jeder Hund ist anders. Daher sei Vor- und Rücksicht geboten beim Umgang mit fremden Hunden.
„Flocke bellt, wenn sie sich freut“, berichtet von Bargen. Beim ersten Kontakt könnte dieses Bellen als Aggression ausgelegt werden. Man muss einen Hund kennen, um seine individuelle Sprache zu sprechen. Semberas Hund etwa ist sehr emotional und habe einen ausgesprochenen Sinn für Humor. „Flocke kaspert viel herum und macht Quatsch, wenn ihr langweilig ist“, berichtet Kurs-Teilnehmer Andreas Hein. „Flocke achtet auch darauf, wie wir uns fühlen“, ergänzt Ron-Georg Junker, ein weiterer Kurs-Teilnehmer: „Wenn ich traurig bin, versucht sie mich aufzumuntern“.
Die Beschäftigten im Hunde-Kursus sind allesamt echte Experten geworden. Der Kursus reiht sich ein in eine Vielzahl von Angeboten in der Werkstatt. Fußball, Tischtennis und Entspannung werden etwa ebenso Angeboten. Sembera vertröstet regelmäßig zahlreiche Teilnehmer, die bereits ihre Namen auf die Warteliste für den Hunde-Kursus mit Flocke gesetzt haben.