„Danke für ihren Einsatz“ Cornelia Rundt lobt die Lebenshilfe

Beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Lebenshilfevereins Helmstedt gab es Lob von Sozialministerin Cornelia Rundt. Zahlreiche Gäste im Helmstedter Juleum verfolgten den Festakt zum Abschluss des Jubiläumsjahres. Ohne Fantasie geht es nicht, wenn die Inklusion in naher Zukunft erreicht werden soll. Darin waren sich die Festredner einig. Als Renate Jänicke aber 1965 einen Brief an Tom Mutters schrieb,  dem  Initiator der Lebenshilfe in Deutschland, da hat sich die Mutter eines Kindes mit Behinderung kaum vorstellen können, was sich in den folgenden 50 Jahren getan hat – und was aus ihrer Initiative geworden ist.

Wo Anfang der 1960-er Jahre die Eltern noch mit ihren Problemen weitgehend allein gelassen wurden, da gibt es in der vom Verein mit dem Nachbarn Wolfenbüttel im Jahr 1982 gegründeten Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel gGmbH heute 1300 Betreuungsplätze und 380 hauptamtliche Mitarbeiter, die unter anderem in sechs Werkstätten sowie vier Wohneinrichtungen tätig sind.
Alles wegen eines Briefes. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres gehörte das Gründungsmitglied Renate Jänicke folgerichtig zu den Ehrengästen des Festaktes „50 Jahre Lebenshilfe Helmstedt – Wir  leben Vielfalt“. Jänicke wurde mit Blumen des heutigen Vorsitzenden Jörg Reuter bedacht, aber auch mit persönlichen Dankesworten von Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt.

Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt (rechts) bedankte sich bei Lebenshilfe-Gründungsmitglied Renate Jänicke.

Der Vorsitzende Reuter würdigte ebenso die Weitsicht der anderen Gründungsmitglieder. „Beispielsweise Elsbeth Bosse, die heute verhindert ist, weil sie ihren gerade erkrankten Sohn pflegen muss“, sagte Jörg Reuter. Besonders freute er sich, dass Nora Wiedemann gekommen war. Sie ist die Witwe von Bernhard Wiedemann, der 24 Jahre an der Spitze des Vereins stand.
Cornelia Rundt erinnerte in ihrem Festvortrag im Helmstedter Juleum ebenfalls an das völlig andere gesellschaftliche Umfeld bei Gründung der Lebenshilfe. Damals seien Teile der Gesellschaft noch mit dem Geist der NS-Diktatur aufgewachsen gewesen, sprachen einige immer noch von unwertem Leben. Gedanken, die mit Initiativen wie die der Lebenshilfe längst verflogen seien.
„Heute arbeitet die Landesregierung daran, den Gedanken einer inklusiven Gesellschaft umzusetzen“, erklärte die Niedersächsische Ministerin für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung. Einer Gesellschaft, bei der jeder das Recht habe, dabei zu sein. „Das bedeutet aber nicht mehr und nicht weniger als den Umbau unserer Gesellschaft“, bekannte Rundt. Zur völligen Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention sei eine gemeinsame Strategie aller nötig, weil die Inklusion viele Notwendigkeiten aufwerfe.
Wie schwierig es beispielsweise ist, diese komplett barrierefreie Infrastruktur aufzubauen, hat Helmstedts Bürgermeister Wittich Schobert erfahren. Um die Teilhabe der Menschen mit Behinderung im historischen Rathaus Helmstedts zu gewährleisten, seien noch enorme bauliche Anstrengungen notwendig. „Am Lindenplatz gibt es jetzt immerhin den ersten wirklich behindertengerechten Fußgängerüberweg“, berichtete Schobert.
Wie Helmstedts Erster Kreisrat Hans-Werner Schlichting dankte er den Mitarbeitern der Lebenshilfe, ob ehrenamtlich oder hauptberuflich, für deren Einsatz. Schlichting tat dies dabei auch im Namen aller, die im Laufe der Jahre Unterstützung durch die Lebenshilfe erfahren haben. „Ihre Bilanz macht uns Mut“, stellte Schlichting anerkennend fest.
Eine Bilanz, die seit 1982 von der Zusammenarbeit in der damals gegründeten Lebenshilfe  Helmstedt-Wolfenbüttel gGmbH geprägt ist. Im Namen seiner Mitarbeiter gratulierte  deren Geschäftsführer Bernd Schauder. Er beschrieb zudem die Anfänge der damaligen „Lebenshilfe für geistig und körperlich Behinderte“. Die erste heilpädagogische Tagesbildungsstätte Alversdorf für 20 Menschen mit Behinderung musste schon vier Jahre nach der Eröffnung 1968 dem Braunkohlebergbau weichen. Doch die Idee der Lebenshilfe war nicht aufzuhalten.
Wie Cornelia Rundt setzt auch Schauder beim Streben nach Gleichstellung auf das Bundesteilhabegesetz. „Es soll dazu beitragen, dass in der zukünftigen Politik die Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen und damit die Inklusion in den Vordergrund gestellt wird“, betonte Schauder.
Musikalisch auf den Punkt brachten das die Kraftzwerge, die Band der Lebenshilfe, die im Schöninger Café Muck probt. „Wir sind vom selben Stern“, sangen sie zur Begrüßung der Festgäste. Später  spielten sie auch noch eine Eigenkomposition, die Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam erdacht hatten.  Und auch Claudia Michaely, die am Flügel für musikalischen Zwischenspiele sorgte, hat einst bei der Lebenshilfe gearbeitet.
 Vorsitzender Jörg Reuter freute sich derweil über manches Lob und alle Beiträge. Nicht um am Ende auch Axel Koßmann zu loben, den Öffentlichkeitsarbeiter der Lebenshilfe gGmbH: „Er hat unser Jubiläumsjahr mit Bravour begleitet.“


Der Vorsitzende des Helmstedter Lebenshilfevereins, Jörg Reuter, dankt der Landessozialministerin, Cornelia Rundt.