Sich Zeit nehmen für einen einzelnen Menschen – wer macht denn heute so etwas noch? „Dieser intensive Einzelkontakt mit Klienten ist das Besondere an unserer Arbeit‟, lässt Christine Ebeling durchblicken. Die Sozialpädagogin leitet das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) der Lebenshilfe Wolfenbüttel. Diese bewegliche Einrichtung der Lebenshilfe ist jetzt bereits seit 15 Jahren in der Lessingstadt aktiv. Die Anzahl der Klienten ist stetig steigend.
Ebeling hat die Entwicklung des Angebots vom ersten Tag an gestaltet. Nachdem sie ihr Anerkennungsjahr im Sozialdienst der Lebenshilfe-Werkstatt Helmstedt absolviert hatte, war sie viele Jahre als Wohnbereichsleitung im Wolfenbütteler Wohnheim tätig. Im September 1999 hat sie dann die ambulante Wohnbetreuung alleine aufgebaut. „Damals habe ich mit sieben Klienten angefangen‟, erinnert sie sich.
Das Team des Ambulant Betreuten Wohnens (von links): Tina Klemmer, Hayo Biel und Christine Ebeling haben immer ein offenes Ohr für ihre Klienten.
Heute betreut die Einrichtung mit Sitz in der Dr.-Heinrich-Jasper-Straße 24 insgesamt 39 Menschen mit Behinderungen im Alter von 20 bis 79 Jahren, die selbstbestimmt und selbstständig in einer eigenen Wohnung oder in einer Wohngemeinschaft leben. „Wir geben ihnen die Hilfestellung, die sie brauchen und wünschen‟, erklärt Ebeling.
Dazu gehören lebenspraktische Anleitungen – etwa bei der Haushaltsführung, der Geldeinteilung oder der Freizeitgestaltung. Diese Arbeit findet immer vor Ort mitten im Alltag des Klienten statt. Mit dieser Unterstützung ermöglicht und erleichtert es das ABW Menschen mit einer Behinderung am Leben in der Gemeinschaft teil zu haben. „Wir leisten mit unserem Angebot einen großen Beitrag zur Inklusion‟, sagt Ebeling. Das ABW begleitet Klienten auch zu Arztbesuchen, vermittelt bei Konflikten und motiviert zu aktiver Freizeitgestaltung. Im Zentrum der Arbeit steht der selbstbestimmte Mensch, der nur in einzelnen Situationen Beratung, Assistenz oder Anleitung braucht. Einige Klienten nehmen den Dienst nur sehr wenige Stunden in Anspruch, bei anderen sind es bis zu 20 Fachleistungsstunden im Monat – je nach Hilfebedarf.
Längst betreut Ebeling die Klienten nicht mehr allein. Beim ABW kümmern sich inzwischen vier Mitarbeiter um die vielfältigen Aufgaben. Neuester Zugang im ABW-Team ist Hayo Biel. Der gelernte Heilerziehungspfleger kam zum Studium der Sozialen Arbeit nach Wolfenbüttel und fand so seinen Weg zur Lebenshilfe. Nach dem Abschluss an der Ostfalia begann der gebürtige Leeraner sein Anerkennungsjahr in der Lebenshilfe-Werkstatt in Fümmelse. „Das Arbeitsfeld ist umfangreich und vielfältig. Das gefällt mir‟, sagt der 31-jährige Sozialpädagoge.
Tina Klemmer zählt seit gut einem Jahr zu den ABW-Mitarbeitern. Die Sozialpädagogin findet es faszinierend, „so nah dran am Alltag unserer Klienten zu sein. Das ist oftmals sehr bewegend‟, sagt die 51-Jährige, die immer ein offenes Ohr für die Belange ihrer Klienten hat. Katja Sojka komplettiert die Abteilung Ambulant Betreutes Wohnen der Lebenshilfe. Die Sozialpädagogin ist seit gut zweieinhalb Jahren an Bord.
Für sie und ihre Kollegen gehört es auch dazu, aufmerksam zuzuhören mit dem Ziel, herauszufinden, wo mögliche Ansatzpunkte für die weitere Arbeit sind. „Manchmal stoßen wir dabei an die Grenzen unserer Arbeit‟, gibt Ebeling allerdings zu bedenken. Etwa wenn die Pädagogen der Meinung sind, ein Klient könnte seine Geldeinteilung verbessern oder seine Freizeitgestaltung abwechslungsreicher gestalten, dieser aber lieber nur fernsehen möchte. „Hauptsache ist, dass der Klient mit sich und seiner Lebenssituation zufrieden ist‟, sagt Ebeling über ihre Arbeit. Ziel ist die Erweiterung der sozialen Kompetenzen, indem regelmäßig zusammen Situationen, Verhalten und deren Folgen reflektiert werden. Dafür nimmt sie sich die nötige Zeit, in der sie nur den einen Menschen im Blick hat. „In der Stunde, in der wir beim Klienten sind, ist sogar das Handy stets ausgeschaltet‟, so Ebeling.
BU: Das Team des Ambulant Betreuten Wohnens (von links): Tina Klemmer, Hayo Biel und Christine Ebeling haben immer ein offenes Ohr für ihre Klienten. Foto: Lebenshilfe