„Die Wolfenbütteler Lebenshilfe-Werkstätten gewinnen immer mehr an Komplexität“, freut sich Werkstattleiter Carsten Druba. Es habe sich eine vielschichtigere Arbeitsstruktur entwickelt – die Werkstätten seien inzwischen in einigen Bereichen zum Systemlieferanten geworden. „Das hat zur Folge, dass die Anforderungen an die Beschäftigten steigen“, erklärt Druba.
Immer mehr Kunden wollen jetzt fertige Komponenten einkaufen. Vorher seien es einzelne Bestandteile gewesen, die bei der Lebenshilfe gefertigt wurden und dann zum Kunden gingen, so Druba. Klassischer Weise seien die Werkstätten die verlängerte Werkbank der Betriebe gewesen und hätten einfache Arbeiten durchgeführt, die sich in der Industrie nicht mehr lohnen. Beispielsweise haben die Werkstätten über einen langen Zeitraum Pedalzüge für die Firma Grotrian hergestellt. Inzwischen produzieren die Beschäftigten die gesamte Baugruppe Pedalboden – inklusive Messingpedale, Holzböden und Dämpfer – für den Klavierhersteller.
Michael Grigoleit arbeitet an einem Pedalboden für Klaviere.
Für den Küchenhersteller MKN fertigen die Werkstätten Baugruppen, deren Stücklisten 40 Positionen umfassen. „Dadurch fallen vermehrt Verwaltungsarbeiten an“, sagt Druba. Anfragen und Bestellungen bei Lieferanten müssen getätigt werden. Die Ware muss gelagert werden. Das erfordert wiederum Bestandslisten. Eine interne Logistik musste her. „Alles Arbeiten, an denen unsere Beschäftigten teil haben können“, freut sich der Werkstattleiter. Auch die Computergruppe bekäme so neue Aufgaben hinzu.
„Wir sind Dienstleister für unsere Kunden“, so Druba weiter. So habe die Lebenshilfe eine höhere Wertschöpfung und der Kunde optimiere seinen Aufwand. Diese Auslagerungen gingen aber nicht auf Kosten der jeweiligen Belegschaft, erklärt Druba. Einige Kunden hätten beispielsweise den Umsatz gesteigert, ohne weiter wachsen zu können.
„Seit fünf Jahren wird darüber diskutiert, dass Lebenshilfen auch Aufträge für große Konzerne übernehmen können“, so Druba. Häufig seien diese Vorhaben aber nicht umgesetzt. „Der Mittelstand macht es vor“, sagt der Werkstattleiter und verweist auf die gute Zusammenarbeit zwischen Lebenshilfe und mittelständischen Unternehmen in Wolfenbüttel.
Für die Lebenshilfe in Wolfenbüttel bedeuten diese neuen Aufträge auch ein Mehrbedarf an Schulungen und Fortbildungen. „Die Strukturen wachsen mit den Augaben“, so Druba. Dadurch können die Werkstätten wiederum besser auf mögliche Neukunden zugehen.