Ein Chromosom zu viel – Zum Welt-Down-Syndrom-Tag berichtet Matthias Kruhl von seinem Leben

Matthias Kruhl hat das Down-Syndrom. Doch sein Leben ist nicht von der Beeinträchtigung bestimmt, sondern durch seine Leidenschaft zur Musik und zum Fußball. „An meinem Leben gefällt mir einfach alles“, erzählt Kruhl lächelnd. Der heutige Welt-Down-Syndrom-Tag soll das Bewusstsein für Trisomie 21 steigern. Bis zu 500 000 betroffene Menschen leben derzeit in Deutschland.

Kruhl spielt Akkordeon in einer kleinen Band, das Quetschkommoden-Trio. „Wir sind schon oft aufgetreten“, erzählt Kruhl, der am liebsten Schlager hört. Seine zweites großes Hobby ist der Sport. Der 52-Jährige ist eingefleischter Fan des FC Bayern München und verfolgt jedes Spiel seiner Lieblingsmannschaft. Seine Hobbys spiegeln sich in der Einrichtung seines Zimmers wieder: unzählige CDs und Kassetten, ein Bayern-Kissen auf dem Sessel und viele Fotos von Freunden und seiner Familie.


Matthias Kruhl spielt Akkordeon.

 

Der gebürtige Hannoveraner lebt seit zwei Jahren im Wohnheim der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel zusammen mit 18 weiteren Bewohnern. „Wir machen ganz viel zusammen. Mir gefällt es hier“, berichtet der Bayern-Fan.

Zuvor wohnte Kruhl mit seiner Mutter und Schwester zusammen in Grasleben. Als seine Mutter erkrankte, zog er nach Helmstedt. „Ich habe mich schnell eingewöhnt. Meine Schwester besucht mich oft“, sagt der Hannoveraner.

Seit bereits 30 Jahren arbeitet Kruhl in einer Werkstatt für Menschen mit einer geistigen Behinderung. „Ich habe schon Ketten, Schrauben und Unterlegscheiben gemacht“, erzählt Kruhl stolz. Er arbeitet fünf Tage die Woche von 7.30 Uhr bis 15.30 Uhr. Die meisten Bewohner legen den Weg zu ihrer Arbeit zu Fuß zurück. „Wir machen mit den Bewohnern einen Kurs, damit sie lernen sich richtig im Straßenverkehr zu verhalten. Das ist ein sehr wichtiges Thema“, erklärt Alexander Gumprecht, Betreuer im Wohngruppendienst der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel.

Zum Abschluss gibt es eine Prüfung und einen Ausweis. Kruhl besucht auch einen Computer-Kursus. „Bei uns ist immer volles Programm“, so Gumprecht.

Die Bewohner leben gemeinsam in einem Haus und haben gewisse Pflichten. „Ich habe immer freitags Küchendienst. Da richten wir zu vier den Frühstückstisch her“, erzählt Kruhl. Er sorgt gerne für seine Freunde.Gemeinsam unternehmen die Bewohner eine Menge. „Wir spielen Tischtennis und Bingo, gehen Schwimmen oder Bowlen“, sagt Kruhl. Am liebsten schaut er mit seinen Kumpels Fußball.