Kraftzwerge lassen aufhorchen

Ein integratives Projekt, das über die Grenzen der Region hinaus aufhorchen lässt, gibt es in Schöningen. Die Rock-Band Kraftzwerge probt dort regelmäßig im Café Muck – einer Begegnungsstätte der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel. Die Kraftzwerge – das sind Musiker mit und ohne Behinderungen, die über die Jahre zusammen einen ganz eigenen Sound entwickelt haben. Dafür gibt es jetzt immer mehr Anfragen für Konzerte.

„Angefangen haben wir mit Cover-Songs‟, berichtet Rolf Kaufmann. Der Musikpädagoge ist Initiator der Band. Eigenkompositionen und selbst geschriebene Texte gehören inzwischen fest zum Repertoire und werden vom Publikum stets lautstark gefordert. Dabei reichen die Klänge von rockig-laut bis gefühlvoll.

Einer der eifrigsten Songwriter der Kraftzwerge ist Marcus Ewert. In seinen Songs geht es beispielsweise um den Alltag – so in „So wie jeden Tag‟. „Ich bin für das Laute verantwortlich‟, sagt der Musiker, der auch gerne AC/DC-Stücke einprobt.

Den Gesang übernehmen häufig Angela Rensch und Adrian von Knobloch. „Ich singe die zarten Lieder‟, sagt die stimmgewaltige Rensch, deren gefühlvolle Eigenkomposition „Königin der Nacht“ zum Stamm-Portfolio der Band bei Live-Auftritten zählt. Adrian von Knobloch habe eine besondere Gabe, sagt der Musikpädagoge Kaufmann über sein Band-Mitglied mit einer Autismus-Spektrumsstörung. „Wenn er ein Lied einmal im Radio gehört hat, das ihm gefällt, kann er den Text auswendig. Er kann selbst meine Texte noch, die ich selbst längst vergessen habe‟, so Kaufmann.

Für die Kraftzwerge stehen und sitzen hier (von links) Carsten Niehoff, Marcus Ewert, Markus Herrmann, Jan Medallion, Adrian von Knobloch, Sven Bode und Angela Rensch.

Einen historischen Einfluss auf die Kraftzwerge-Musik brachte Carsten Niehoff mit. Er ist bekennender Elvis-Presley-Fan. Ein Elvis-Medley hat es bereits in das Live-Set geschafft. Außerdem hat Niehoff die Rock-Musik-Klassiker „Allright Now‟ und „You really got me‟ den anderen Band-Mitgliedern schmackhaft gemacht. Der Name Kraftzwerge gehe auch auf ihn zurück, erzählt Niehoff. Ihm sei das Haus „Kraftzwerg‟ in Clausthal-Zellerfeld nach einem Ausflug in guter Erinnerung geblieben. Als es dann um den neuen Bandnamen ging, brachte er die Idee vor, die sich schnell durchsetzte.

 

Marcus Schuster und Sven Bode als Perkussions-Künstler und die Lebenshilfe-Mitarbeiter der Fahrer Jan Medallion (Bass) und der Gruppenleiter in der Werkstatt Markus Herrmann (Schlagzeug) sind ebenso mit Freude und Engagement seit dem ersten Tag dabei und komplettieren die bunte Mischung. „Ideen kommen hier stets von allen Seiten eingeprasselt‟, erzählt Kaufmann, der versucht die Kreativität zu koordinieren und die einzelnen Bandmitglieder zu fördern.

Erst kürzlich haben die Kraftzwerge einige ihrer Stücke professionell aufnehmen lassen – die Ergebnisse sind in Kürze als Musikvideos im Internet zu sehen. „Mit den heutigen Online-Medien kann man schnell alle Zweifel aus dem Weg räumen. Dann kann sich jeder davon überzeugen, dass wir einen unverwechselbaren Sound haben‟, freut sich Kaufmann.

Auf der Bühne standen die Kraftzwerge lange Zeit bei Veranstaltungen der Behindertenhilfe oder bei Einrichtungen aus dem Bildungssektor. Diesen geschützten Raum hat die Band nach und nach verlassen und will auch weiterhin mehr nach draußen gehen. Konzerte auf Schützenfesten und größeren öffentlichen Veranstaltungen folgten. Im nächsten Jahr treten die Kraftzwerge beispielsweise beim Helmstedter Altstadt-Fest auf.

Zudem stehen für die Kraftzwerge jetzt im November zwei besondere Konzerte auf dem Programm. Am Freitag, 29. November, steht die Band ab 20 Uhr im neuen und angesagten Helmstedter Club „Pferdestall“ auf der Bühne und bietet 90 Minuten Rockmusik mit Leidenschaft. Tickets kosten zwischen 5 und 8 Euro und sind ausschließlich an der Abendkasse erhältlich. (Im ehemaligen Pferdestall des Klosters St. Ludgeri, Am Ludgerihof 5.)

Nur einen Tag später am Samstag, 30. November, stehen die Kraftzwerge im Pallas des Schlosses Schöningen auf der Bühne ab 16.30 Uhr beim Weihnachtlichen Benefiz-Konzert der Künste.

Zum Warmhören gibt es einige Kostproben der Kraftzwerge im Internet.