Kurze Kulturgeschichte des Alkohols

Alkoholkonsum hat eine weit zurück reichende Geschichte in den menschlichen Kulturen. Das erfuhren Teilnehmer an einem Workshop bei der Lebenshilfe in Wolfenbüttel. Im Rahmen der bundesweiten Aktionswoche Alkohol referierte Carsten Feilhaber vom Wolfenbütteler Lukaswerk in der Werkstatt für Industriearbeit an der Halchterschen Straße vor etwa 35 Beschäftigten, den Gruppenleitern und Betriebsratsmitgliedern. Die Beschäftigten waren für die Zeit des Vortrags von der Arbeit freigestellt.

In unserer Kultur sei der Alkohol tief verankert, erklärte Feilhaber. Im Laufe der Jahrhunderte habe er allerdings einen starken Bedeutungswandel genommen. So habe in der Antike der mystische Gebrauch alkoholischer Getränke im Vordergrund gestanden. „Für den Pharao war es normal seine Entscheidungen im Rausch zu treffen“, gab Feilhaber als Beispiel. Im Mittelalter habe dann Biersud als Nahrungsmittel eine große Rolle gespielt.

Carsten Feilhaber (stehend, links) und Sabrina Schulze klärten zum Thema Alkoholkonsum auf.

Tiefgreifende gesellschaftliche Probleme seien entstanden, als im 17. und 18. Jahrhundert Alkohol destilliert wurde. Dies habe beispielsweise in England zur sogenannten Gin-Epidemie geführt. Unkontrollierter Konsum von hochprozentigem Alkohol habe damals in Englands Arbeiterschicht erheblichen Schaden verursacht.  In der Zeit der Industrialisierung habe sich dann der Alkoholkonsum vom Privaten in die Eckkneipe verlagert. Auch dies hinterließ negative Spuren in europäischen Familien, weil die Väter ihre Löhne dort regelrecht versoffen. „Die Gesellschaft“, so Feilhaber „musste erst einen Weg finden, um damit umzugehen.“

Feilhaber schloss seinen Vortrag mit einem Exkurs zum Thema Alkoholkonsum am Arbeitsplatz. Dieser habe in der Geschichte der Menschheit seine Berechtigung gehabt. Zur Zeit der ersten Atlantiküberquerungen per Schiff habe es wenige geeignete Methoden gegeben, um Trinkwasser frisch zu halten, so dass alkoholische Getränke die einzig trinkbare Flüssigkeit während der Überfahrt darstellten. Doch Feilhaber wies daraufhin, dass dies heute keine Berechtigung mehr darstelle. „Daher wird Alkohol am Arbeitsplatz auch nicht nur nicht toleriert, sondern ist verboten“, sagte der Experte für Suchtprävention. Die Gefahr andere zu gefährden, sei bereits mit einem leicht gestiegen Promille-Wert zu hoch. „Man ist leichtsinniger und kann nicht mehr vernünftig denken“, erklärte Feilhaber.

Viele Epochen sind mit dem Alkoholkonsum unterschiedlich umgegangen. „Wichtig ist, dass man darüber nachdenkt wie man Alkohol konsumiert“, gab Feilhaber den Teilnehmern mit auf den Weg. Das Thema gehe jeden etwas an, denn jeder sei gefährdet, in eine Abhängigkeit zu geraten, erklärte auch Sabrina Schulze vom Sozialdienst der Lebenshilfe. Sie hatte für die Veranstaltung alkoholfreie Cocktails gemischt. „Es muss nicht immer Alkohol sein. Es gibt gute Alternativen“, so Schulze. Sie freue sich besonders, dass auch die Lebenshilfe-Betriebsratsmitglieder Olaf Rösler und Guido Geckeler anwesend seien. Das Thema werde schließlich auch bei der Lebenshilfe ernst genommen. „Daher wollen wir in Kürze ein einheitliches Konzept zum Thema Alkohol für unsere Einrichtungen in Wolfenbüttel und Helmstedt erarbeiten“, kündigte Schulze an.