Im Rahmen ihrer Sommertour besuchten die Politiker und Gäste des SPD-Stadtverbandes Wolfenbüttel jetzt die Einrichtung der Lebenshilfe an der Halchterschen Straße. Dort befindet sich seit einiger Zeit die Werkstatt für Industriearbeit (WIR). "Dabei handelt es sich um eine Einrichtung der beruflichen Rehabilitation für Menschen mit einer seelischen Erkrankung", erklärten Werkstattleiter Carsten Druba und Lebenshilfe-Prokurist Bernd Schauder.
Ein Teil der SPD-Gruppe mit Rainer Bosse (links), Werkstattleiter Carsten Druba (daneben) sowie Lebenshilfe-Prokurist Bernd Schauder (rechts) in der industriellen Fertigung.
Druba rechnet fest mit einem Erfolg der Idee. "Wo gibt es schon noch Handarbeit made in Wolfenbüttel?" Und für 15 bis 25 Euro umfasse das Sortiment eine Reihe schöner Kleinigkeiten, versicherte er. Da werde mit Ton gearbeitet oder mit Korbflechterei. "Das ist schon richtig anspruchsvoll."Sehr professionell geht es in der Industrieabteilung zu. Da stecken die Beschäftigten zum Beispiel LKW-Spiegel für die Firma Ficosa zusammen oder entgraten Bauteile, die Volkswagen an die Halchtersche Straße liefert. "Ursprünglich hatten wir sogar einen so genannten Außenarbeitsplatz bei Ficosa", berichtete Druba. "Doch dann gab es dort Platzprobleme und wir haben die Maschine bei uns in der Werkstatt aufgestellt."
Die Sozialdemokraten, deren Gruppe vom stellvertretenden Bürgermeister Rainer Bosse angeführt wurde, zeigten sich beeindruckt, auch vom Betreuungsschlüssel bei der Lebenshilfe. "Auf zwölf Beschäftigte kommt ein Gruppenleiter", sagte Druba. Und auch diese industrielle Fertigung solle ausgeweitet werden. "Man hat uns schon Folgeaufträge angekündigt." Der Werkstattleiter erwägt zudem, in die Fahrzeugaufbereitung einzusteigen. "Da hat die Lebenshilfe Gifhorn schon sehr gute Erfahrungen gemacht." Die Gebäudereinigung könne künftig ebenfalls ein Arbeitsfeld werden. "Da werden wir aber erstmal die eigenen Gebäude übrnehmen."
Das Gebäude an der Halchterschen Straße gibt Möglichkeiten der Erweiterung her, nachdem die Firma Lehnkering ihre Ausbildung dort abgezogen hat. Im Moment gibt es 40 Plätze in der WIR, bald könnten es aber 80 sein. Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut die neuen Angebote wie der PC- und Software-Service einschlagen. Die Beschäftigten helfen bei Neuinstallation, Treibersuche und Reinigung der Kunden-Computer.
Überhaupt sind Druba und sein Team stolz auf die Menschen in der Werkstatt. "Das sind teilweise sehr gut ausgebildete Leute, für die wir bisher eigentlich eher Übungsaufträge hatten." Künftig könnte die WIR aber ganze Baugruppen an die Industriekunden liefern. "Auf diese Weise nehmen wir Geld ein, das wir dann an die Beschäftigten ausschütten können", erklärte Schauder. Es gehe aber nicht nur um zusätzlichen Lohn (zu Rente oder Grundsicherung) oder Rentenansprüche, die sich die Beschäftigten erwerben. "Auch der Lohnzettel selbst hat hohen Stellenwert für die Menschen", unterstrich Druba. "Er steigert das Selbstwertgefühl und die Motivation."
Die SPD-Gruppe war ähnlicher Ansicht. "Es ist unheimlich wichtig, dass es solche Einrichtungen gibt", betonte Bosse. "Aber im Grunde müssten wir uns schämen, dass solche Einrichtungen überhaupt erforderlich sind. Eine stinkreiche Gesellschaft wie die unsrige sollte in der Lage sein, solche Menschen zu integrieren." Der stellvertretende Bürgermeister kündigte für die nächste Zeit einen offiziellen Besuch der SPD-Stadtratsfraktion an.