In diesen Tagen feiert der Sprachheil-Kindergarten Löwenzahn der Lebenshilfe Wolfenbüttel seinen 25. Geburtstag. „Wir hatten uns für das Jubiläumsfest ein schönes Programm mit Kindern, Ehemaligen und vielen Gästen überlegt. Leider muss das jetzt ausfallen. Aber wir werden es hoffentlich nachholen“, sagt Kindergarten-Leiterin Kristine Voigt.
Am 1. November 1995 hatte die Einrichtung ihren Betrieb am „Blauen Stein“ aufgenommen. Vier Jahre später zog der Sprachheilkindergarten (SHK) an seinen jetzigen Standort in der Dietrich-Bonhoeffer-Straße und erhielt nach einem Findungs-Wettbewerb den Namen Löwenzahn. Seit Gründung ist der SHK von zwei auf fünf Gruppen angewachsen. Insgesamt haben ihn seitdem deutlich mehr als 400 Kinder besucht.
Der Löwenzahn ist zu einem wichtigen Bestandteil in der Wolfenbütteler Kindergarten-Landschaft geworden. „Zu uns kommen meist Kinder, die zuvor in anderen Kindergärten waren. Bei Kindern, die in der Sprachentwicklung spät dran sind, wird zunächst geschaut, ob der Kindergartenbesuch einen Schub auslöst, oder ob ambulante Sprachtherapie hilft“, erklärt Voigt. Wenn die Kinder weiterhin Sprachauffälligkeiten haben, kann ein Wechsel in den Löwenzahn die Lösung sein.
„Viele Kinder, die Sprachauffälligkeiten haben, sind oft auch in ihrer Persönlichkeit nicht so weit entwickelt wie Gleichaltrige und sind meist verunsichert“, berichtet die Pädagogin. In den großen Gruppen regulärer Kindergärten geht die individuelle Förderung dieser Kinder unter. Manche tendieren auch dazu, sich aufgrund ihrer sprachlichen Defizite komplett zurückzuziehen oder zeigen vermehrt Aggressionen.
„In diesen Bereichen erzielen sie bei uns meist schnell große Fortschritte“, erklärt Voigt. Die Kinder würden zum Beispiel selbstsicherer werden. Dafür setzt der Löwenzahn auf eine gute Mischung aus Therapie und normalem Kindergarten-Alltag.
Die Therapeuten des Hauses erarbeiten für die Kinder ein individuelles Programm. „Wenn zum Beispiel der Wortschatz noch sehr gering ist, geht es gezielt darum, neue Wörter zu erarbeiten“, erzählt Voigt. Durch den permanenten Austausch mit den pädagogischen Mitarbeiterinnen des Hauses, könnten diese dann im Gruppenalltag diese Wörter spielerisch einbauen – durch das Lesen von Bilderbüchern oder das Erleben von Bewegungen in der Turnhalle.
Wenn die Sprachentwicklung wegen schwacher Mundmotorik verzögert ist, setzt der Kindergarten ebenfalls auf spielerische Fördermöglichkeiten – wie beispielsweise Seifenblasen pusten oder Übungen mit dem Strohhalm. „Das Kind merkt dabei gar nicht, dass Therapie stattfindet, es ist aber sehr förderlich“, erklärt die Kindergarten-Leiterin.
So erzielen die kleinen Löwenzahn-Besucher schnell Erfolge. „Das ist toll für das Kind, wenn es merkt, dass es plötzlich zum Beispiel den Namen der Erzieherin richtig ausspricht und sofort Rückmeldung bekommt“, berichtet Voigt. Diese Mischung aus Therapie und Alltag zieht sich durch das ganze Programm. „Wir sind also trotzdem ein ganz normaler Kindergarten und haben Angebote wie alle anderen – wie draußen auf dem Spielplatz spielen oder singen, bauen, malen“, zählt Voigt auf.
Sprachauffälligkeiten hätten in den vergangenen 25 Jahren zwar nicht zugenommen – doch oftmals gehen sie jetzt vermehrt einher mit einem „Gesamtpaket“. „Viele Kinder bringen auch andere Entwicklungsverzögerungen mit – wie zum Beispiel motorische oder sozial-emotionale“, berichtet Voigt. Ganz wichtig für die Sprachentwicklung bei Kindern seien Vorlesen und gemeinsames Singen – zuhause und im Kindergarten. So weit es möglich ist, versuchen die Löwenzahn-Gruppen auch momentan ihren Singkreis aufrecht zu erhalten, indem sie dafür nach draußen gehen. Zudem wird der Kindergarten Ende November sich am bundesweiten Vorlese-Tag mit einer Projekt-Woche beteiligen.
Zum Bild: Kinder der Biber- und der Schneckengruppe des Löwenzahn feiern den 25. Geburtstag ihres Sprachheilkindergartens im Bällebad.