Mitarbeiter und Beschäftigte der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel sind in der Corona-Krise nochmal enger zusammengerückt – wenn das überhaupt möglich war. „Die Gruppenleiter waren in den vergangenen Wochen unsere Helden“, sagte Kai-Richard Meyer als Vorsitzender des Werkstattrates bei der jüngsten Sitzung seines Gremiums. „Sie haben den Betrieb in unseren Werkstätten aufrecht erhalten.“
Tatsächlich gab es viele Wochen, in denen die Menschen mit Behinderungen durch die Landesregierung in den Zwangsurlaub geschickt wurden. „Um die Aufträge von externen Kunden nicht zu verlieren, haben unsere festangestellten Kollegen in den Werkstätten gearbeitet“, berichtete Axel Koßmann. So gingen zum Beispiel die Erzieherinnen der Kindertagesstätten in die Produktion und pressten Plastik-Deckel, haben Masken in der Näherei genäht oder die Kollegen in den Wohneinrichtungen unterstützt.
Mittlerweile hat sich die Situation entspannt, und die Werkstätten sind in Wechselschicht aktiv: „Wir arbeiten eine Woche und haben dann eine Woche Pause“, hieß es im Werkstattrat. Kritik wurde an den Regeln der Landesregierung laut: „Wir verstehen nicht, warum es keine einheitlichen Vorgaben gibt.“ Die Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel beschäftigt in sechs Werkstätten 602 Menschen, die von 60 bis 70 Gruppenleitern betreut werden.
Vor allem die Rolle der Frauenbeauftragten, die bei dieser Lebenshilfe Sitz und Stimme im Werkstattrat haben, hat sich in der Corona-Krise stark verändert. „Durch das Kontaktverbot waren wir wie abgeschnitten und kamen gar nicht mehr an unsere Frauen heran“, erzählte Ines Schönian. „Dabei wäre es gerade in dieser Situation so wichtig gewesen, den Kontakt zu halten.“ Soziale Medien und auch digitale Kommunikation mit Video sei nur wenig genutzt worden. „Zwar haben wir durchaus diese Möglichkeiten“, betonte Koßmann. Aber noch nicht jeder Beschäftigte sei reif für die neue Technik.
Stattdessen rückte für die allgemeine Information Papier wieder in den Vordergrund. „Die Geschäftsleitung hat gleich von Beginn der Krise an Briefe an alle Beschäftigten verschickt“, lobte der Werkstattrat. Gerade das persönliche Anschreiben sei gut angekommen. „Wir haben regelmäßig die neuesten Infos bekommen und fühlten uns umfänglich informiert.“ Der Werkstattrat bekam darüber hinaus die Möglichkeit, sich an den Rundschreiben zu beteiligen. „Doppeltes Lob dafür“, betonte Meyer: „Wir konnten erstens einen eigenen Brief in den Verteiler geben – und toll war zweitens auch, dass der Sozialdienst gleich eine Liste mit Ansprechpartnern verschickt hat, an die wir uns wenden konnten, sollte irgendwo der Schuh drücken. Da hat sich keiner weggeduckt.“
Solche Kontakte waren angesichts der Besuchersperre unheimlich wichtig, denn gerade im Wohnbereich herrschte strikte Quarantäne. „Doch die Stimmung war und ist durchweg gut“, ist sich der Werkstattrat einig. „Alle sind geduldfig geblieben, und zum Glück ist das Virus bei uns nicht angekommen.“ Auch Koßmann lobt die Disziplin aller: „Gerade geistig behinderte Menschen haben ja ein großes Kuschelbedürfnis, aber alle haben sich an die Vorgaben gehalten.“ Die Abstandsregeln wurden akzeptiert, an der Außentür muss jetzt geklingelt werden, und im Hause gelten für bestimmte Wege abgeklebte Korridore.
Und Koßmann hob auch die schwierige Lage der Eltern hervor, deren Kinder viele Wochen nicht zur Arbeit durften und stattdessen daheim betreut werden mussten. Doch auch zwei schöne Beispiele der Solidarität kamen im Werkstattrat zur Sprache: Die Firma Schirm (vormals Lehnkering) in Wolfenbüttel spendete 250 Liter Desinfektionsmittel, und auch der Lions-Club Wolfenbüttel wurde aktiv: „Sie haben einen Entertainer aus Hannover gebucht, der draußen vor dem Wohnheim aufgetreten ist.“ So sollten die Bewohner mal auf andere Gedanken kommen. „Das hat super geklappt.“
Das Foto (oben) zeigt von links: Henrike Schirren (Vertrauensperson der Frauenbeauftragten), Andreas Cirksena (Werkstattrat), Simone Bangemann (Werkstattrat), Kai-Richard Meyer (Vorsitzender des Werkstattrates)-hinten stehend und davor Stefan Neumann (Werkstattrat), Axel Koßmann (Vertrauensperson des Werkstattrates), Detlef Sturm (Werkstattrat), Ines Schönian (Vorsitzende der Frauenbeauftragten) und Dirk Schumann (Werkstattrat).