Derzeit erhalten etwa 120 Kinder aus Stadt und Landkreis Wolfenbüttel Frühförderung bei der Lebenshilfe. Die Mitarbeiter haben auch während der Hochphase der Corona-Beschränkungen weitergearbeitet – mit entsprechenden Maßnahmen. „Die Entwicklung der Kinder geht in diesem Alter so schnell voran. Daher haben wir stets Kontakt zu den Eltern gehalten und nach Lösungen gesucht“, berichtet Traute Prüß, Leiterin der Wolfenbütteler Frühförderung.
Die Frühförderer arbeiten jetzt vermehrt in den Räumen der Lebenshilfe. Ansonsten finden die Einheiten meist bei den Familien zuhause oder im Kindergarten statt. „Wir haben hier mehr Platz und mehr Möglichkeiten, zum Beispiel auf den Abstand zu achten“, sagt Prüß. Die Kolleginnen tragen alle ein Visier als Mund-Nasen-Schutz anstelle einer Maske. „Es ist wichtig, dass die Kinder das Gesicht und die Mimik sehen.“
Die größte Sorge in der Einrichtung sei es gewesen, als „Viren-Taxi“ die Krankheit von Familie zu Familie zu tragen. Es habe aber keine Empfehlungen gegeben. Die Geschäftsführung der Lebenshilfe verfügte daher am Anfang einen Stopp für direkte Kontakte zum Schutz der Familien. In der Zeit hielt die Frühförderung vor allem telefonisch Kontakt zu den Eltern, sprach über Ängste und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder. „Vielen Familien brachten wir Tüten mit Spielen, Bastelideen und Geschichten für die Kinder und hängten diese an die Tür“, erzählt Prüß.
Die Frühförderer waren im stetigen Einsatz – gelten als systemrelevant. „Das sehen wir auch so, denn wir arbeiten mit kleinen Kindern von unter einem Jahr bis zum Schuleintritt mit einem heilpädagogischen Förderbedarf. Frühförderung funktioniert nicht per Telefon oder Videokonferenz“, betont Prüß. Für sie und ihr Team sei es daher dringlich gewesen, möglichst schnell direkte Fördermöglichkeiten zu entwickeln, die den Richtlinien des Robert-Koch-Instituts entsprechen. Desinfektionsmittel und Mundschutz stehen jetzt stets zur Verfügung. Zudem halten die Frühförderer Abstand zu Kindern und Eltern. „Das ist in vielen Haushalten nicht möglich, weil Geschwister da oder die Räume zu klein sind“, berichtet Prüß. Daher kommen die Familien jetzt vermehrt zur Einrichtung an die Lindener Straße. „Der Aufwand ist natürlich sehr hoch. Die Räume, der Atemschutz und jeder einzelne Bauklotz müssen desinfiziert werden.“
„Manche Therapie-Materialien wie Erbsen, Bohnen oder Reis können wir momentan gar nicht nutzen, obwohl sie in unserer Arbeit für die Förderung von Konzentration und Wahrnehmung sehr wichtig sind“, erzählt Sabine Peschke-Tepe, Frühförderin bei der Lebenshilfe Wolfenbüttel. Sie arbeitet zusammen mit ihrer Kollegin Maren Schönbrod mit den Brüdern Jaden und Mason, die derzeit regelmäßig mit ihrer Mutter Anika Sprenger und deren jüngstem Kind zur Lebenshilfe fahren. Für die Familien sei die derzeitige Vorgehensweise oft mit höherem Aufwand verbunden. Ein Beispiel ist eben Sprenger, die mit ihren drei Kindern mit dem Bus aus Fümmelse anreist. „Würde es zuhause stattfinden, wäre das natürlich einfacher für uns. Aber es geht auch so“, sagt Sprenger. Die Frühförderung würde ihren Kindern jedenfalls helfen. Es seien große Fortschritte sichtbar. „Nicht nur unsere Mitarbeiter, auch die Eltern tragen dazu bei, dass es funktioniert. Die wollen hierher gekommen. Das freut uns sehr“, sagt Frühförderungsleiterin Traute Prüß.