Beim Helmstedter Lebenshilfe-Verein findet ein Umbruch statt: Der langjährige Vorsitzende Jörg Reuter hört auf. Bei der nächsten Mitgliederversammlung Mitte März wird er nicht mehr für den Vorstand antreten, teilt der 76-Jährige mit. Das hatte der Schöninger bereits bei seiner Wiederwahl vor drei Jahren angekündigt.
Vor 15 Jahren wurde Reuter erstmals zum Vorsitzenden gewählt, zuvor saß er bereits einige Jahre im Vorstand. Angefangen hatte sein Engagement Anfang der 1980er Jahre, als seine zwei Pflegetöchter zur Lebenshilfe kamen. „Mir ging es zunächst vor allem um das Wohl meiner Kinder“, sagt Reuter rückblickend. Daher habe er sich im Elternbeirat der Lebenshilfe engagiert. „Da habe ich schnell gemerkt, dass ich manche Themen mit größerer Vehemenz angehen möchte“, erklärt der pensionierte Hauptschul-Lehrer. Ihm sei es beispielsweise zunächst um die zügige Schaffung entsprechender Einrichtungen gegangen.
Während Reuters Tätigkeit im Lebenshilfe-Verein entstand etwa die Werkstatt für Industriearbeit (WIR) in der Porschestraße und die Außenwohngruppe am Landgrabentrift. „Außerdem habe ich mich für den Kauf des Grundstücks eingesetzt, auf dem wir erst kürzlich das neue Wohnheim Klosterblick eröffnet haben“, sagt Reuter. Die Einweihungsfeier habe ihm besonders am Herzen gelegen und sei der Grund, warum er nicht schon früher sein Amt niedergelegt habe – zusammen mit der 50-Jahrfeier des Lebenshilfe-Vereins, die 2016 in Helmstedt lief.
Dem gebürtigen Schöninger ist Engagement für die Gemeinschaft immer wichtig gewesen. So gehörte er zwölf Jahre lang dem Helmstedter Kreistag an. Zudem war er 25 Jahre lang Fraktionsvorsitzender im Schöninger Stadtrat. Im Kreistag hatte er sich viele Jahre insbesondere sozialpolitisch engagiert. Noch bevor Reuter den Vorsitz des Lebenshilfe-Vereins übernahm, bekam er für seine kommunalpolitische Tätigkeit das Bundesverdienstkreuz.
„Die Tätigkeit in den Ausschüssen hatte natürlich den Vorteil, dass ich dort immer auch die Vorsitzenden der Wohlfahrtsverbände getroffen habe“, sagt Reuter. Als Mathematik- und Physik-Lehrer habe er sich oftmals auch in Schulpolitischen Gremien wiedergefunden. Und auch als Bildungsexperte sagt er: „Die Inklusion, wie sie heute an Schulen umgesetzt wird, macht viele Kinder nicht glücklich. Die Klassenverbände sind für manche Kinder einfach zu groß. Die Schulen wurden mit den Vorgaben überfordert.“
Bei der schulischen Inklusion gebe es jedenfalls noch offene Baustellen. In den Einrichtungen der Lebenshilfe hingegen sieht Reuter nur hier und da Optimierungsmöglichkeiten. „Wir haben zum Beispiel zwei integrative Krippen-Gruppen. Daran schließt aber nur eine Kindergarten-Gruppe an. Dort muss und wird es bald eine zweite geben“, ist der Vorsitzende sicher.
Die neue Küche in der Beendorfer Straße wurde kürzlich Europa-zertifiziert. „Dort sind noch weitere Aufträge für uns möglich“, erklärt Reuter. Derzeit produziert die Lebenshilfe 400 Essen pro Tag, 500 wären machbar. Ein Großteil geht an die Beschäftigten und Mitarbeiter der Lebenshilfe selbst. Doch bereits jetzt werden auch Schulen in Helmstedt beliefert. Die Werkstätten selbst seien komplett ausgelastet. „Die WIR in der Porschestraße müsste eigentlich erweitert werden“, merkt Reuter an.
Somit stehen auch für Reuters Nachfolger noch Aufgaben auf dem Programm. Der scheidende Vorsitzende wird die Fortschritte der Lebenshilfe weiterhin verfolgen, kündigt er an. „Das interessiert mich – schon allein wegen meiner Kinder“, sagt Reuter. „Ich werde den Kontakt halten.“
Wer sein Nachfolger wird, steht noch nicht fest. Reuter glaubt aber, dass es zunächst eine Übergangslösung geben wird. Die Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen findet am Mittwoch, 14. März, um 19 Uhr, statt.