Die Kraftzwerge: von Elvis, 3500 Zuschauern und einer CD

Ein ganz normaler Donnerstagabend in Schöningen: aus den Räumen des Café Muck, einer Begegnungsstätte der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel, dröhnen Songklassiker wie „Sweet Home Alabama“ oder „Hells Bells“. Dafür zeichnen sich aber nicht etwa Lynyrd Skynyrd oder AC/DC verantwortlich, sondern die „Kraftzwerge“.

Das inklusive Bandprojekt der Lebenshilfe besteht derzeit aus neun Musikern mit oder ohne Behinderungen, die aus Schöningen, Königslutter, Helmstedt und Wolfenbüttel kommen. „Wir proben meistens einmal in der Woche für drei Stunden“, berichtet Markus Ewert, der bei den Kraftzwergen für Gesang und Gitarre zuständig ist. Dabei reicht das Repertoire der Band von eigenen Stücken bis hin zu Cover-Songs in den Bereichen Rock, Pop und aktuellen Charts. „Mit Covern hatten wir angefangen“, erzählt Rolf Kaufmann, Musikpädagoge und Initiator der Band.


Carsten Niehoff, Marcus Hermann, Jan Medallion, die Sänger Angela Thurau und Adrian von Knobloch und Rolf Kaufmann. Vorne Markus Ewert.

 

Eines der prägendsten Mitglieder der Kraftzwerge ist sicher der Wolfenbütteler Carsten Niehoff, besser bekannt als „Elvis“. Seit seinem 15. Lebensjahr ist Niehoff großer Fan des amerikanischen Sängers, weiß unglaubliche viele Einzelheiten über dessen Leben. „Ich mag sowohl seine rockigen Lieder als auch seine Balladen“, betont Niehoff. Er besuchte auch schon mehrere Städte in den USA, unter anderem New York und Memphis, die Heimat von Elvis Presley. „Im nächsten Jahr geht es mit der Lebenshilfe dann nach Florida“, freut sich Niehoff. Um seinem großen Idol nachzueifern, brachte der Wolfenbütteler bereits ein Elvis-Medley ins Live-Programm der Band ein. Instrumentalisch ist Niehoff bei den Kraftzwergen auf der Conga, einer afrikanischen Trommel, unterwegs.

Markus Ewert gehört zu den vielseitigsten Kraftzwergen. Und auch Ewert hat ein musikalisches Vorbild: den deutschen Rocksänger Heinz Rudolf Kunze. „Mir gefallen seine sozialkritischen Texte“, erklärt der Sänger und Gitarrist. Daneben steuert Ewert auch Texte für die Eigenkompositionen der Band bei. Ihm ist ein Aspekt ganz wichtig: „Bei unseren Auftritten spielen wir sowohl gesanglich als auch instrumental wirklich live, andere Bands oft Playback.“ Die Entwicklung der Band, die seit 2009 besteht, sieht der Textschreiber auf einem guten Weg: „Wir verbessern uns von Jahr zu Jahr und haben den klaren Anspruch, eine gute Live-Band zu sein.“ Er schränkt jedoch auch ein, dass die Entwicklung natürlich irgendwann an ihre Grenze komme.

Apropos Entwicklung der Kraftzwerge: Im März vergangenen Jahres brachte die Lebenshilfe-Band eine neue CD mit dem Titel „Bin ich schön?“ heraus. „Wir haben die Songs bei Rolf Kaufmann aufgenommen und dann von einem Freund abmischen und vervielfältigen lassen“, so Markus Ewert. Für das CD-Cover wurde extra eine Fotografin engagiert. Alle Songs sind selbst geschrieben, im Gesang wechseln sich die Bandmitglieder Angela Thurau, Adrian von Knobloch, Markus Ewert und Carsten Niehoff ab. Passend zu Niehoffs Idol lautet der Titel des Liedes, dem er eine Stimme schenkt, „Elvis lebt“. Die CD kostet zehn Euro, von 1.000 Auflagen sind bisher gut 400 verkauft. „Wir sind sehr zufrieden mit dieser CD“, freut sich Ewert.

So oder so sind die Kraftzwerge in den vergangenen Jahren schon viel rumgekommen, spielten unter anderem in Verden und Hannover. „Dabei sind wir in den Bussen der Lebenshilfe unterwegs“, sagt Carsten Niehoff. Auch für Hochzeiten wurde die Band bereits gebucht. Den größten Auftritt hatten die Kraftzwerge jedoch bei einem Fest in Wehnsen im Kreis Peine, wo sie – über das Gelände verteilt – vor 3500 Zuschauern spielten. „Dieser Herausforderung muss man erst einmal standhalten“, lobt Musikpädagoge Kaufmann.

Überhaupt sieht Kaufmann in der Musik eine große Bedeutung für die Bandmitglieder: „Symbolisch gesehen können sie ihre eigene Persönlichkeit in den Liedern ausdrücken.“ Deshalb sei es ihm auch ein großes Anliegen, dass vor allem die eigenen, zu Beginn eher unbekannten Texte im Vordergrund stehen, auch wenn die Zuschauer der Auftritte beispielsweise bei AC/DC mehr mitgehen. „Es geht vor allem darum, dass wir als Band unsere Gedanken umsetzen und über die selbstgeschriebenen Stücke nach außen tragen“, so Kaufmann. In der Band selbst sei die Stimmung nicht immer nur harmonisch, es gehe laut Kaufmann auch mal ordentlich zur Sache. Trotzdem ist der Zusammenhalt bei den Kraftzwergen groß, was Carsten „Elvis“ Niehoff unterstreicht: „Die Band ist für mich wie eine Familie.“

Spenden: Ein anständiger Verstärker, ein Schlagzeug oder Bühnenoutfits sind teilweise teuer in der Beschaffung. Gespendet werden kann mit Hinweis auf die gewünschte Verwendung an die Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel gGmbH.

 

Wer neugierig geworden ist und die Kraftzwerge live sehen möchte, hier sind die nächsten Auftritte der Band:

  •  30. März neue Songs im Café Muck
  • 4. Juni Sommerfest Beendorfer Straße, Helmstedt
  • 11. Juni Sommerfest Lebenshilfe Wolfenbüttel
  • 13. August Waldbad Birkerteich Helmstedt
  • 20. August „Rockin´ all over the world“ Lebenshilfe WF
  • 9. September Festakt zum Jubiläum im Zelt Lebenshilfe WF

 Kostproben der Kraftzwerge kann man im Internet auf der Website der Lebenshilfe: http://www.lebenshilfe-he-wf-ggmbh.de/lebenshilfe/kraftzwerge_1.php oder auf deren YouTube-Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCF5ArdJ0OiGddv5cIpgp-WQ hören.

 

Bandmitglied Carsten Niehoff eifert mit Leib und Seele seinem großen Vorbild Elvis Presley nach.