Flocke lockert den Arbeitsalltag auf

Eine junge Portugiesin hilft den Beschäftigten der Lebenshilfe-Werkstatt in der Beendorfer Straße dabei, sich einmal in eine andere Perspektive einzufühlen, fürsorglich zu handeln und Verantwortung zu übernehmen. Spaß und Abwechslung bringt sie außerdem in den Arbeitsalltag. Die dreijährige Flocke hat vor einem halben Jahr die Prüfung zum Therapiebegleithund bestanden. Seitdem ist sie die Haupt-Akteurin in den wöchentlichen Hunde-Kursen, die Steffi Sembera, Sozialdienst der WfbM und begeisterte Hundebesitzerin, für die Werkstatt-Beschäftigten anbietet.

In diesen Kursen geht es um Förderung körperlicher, geistiger und sozialer Talente und Entspannung. Flocke bietet das volle Programm. „Es macht mir viel Spaß, Flocke etwas neues beizubringen‟, sagt etwa Isabell von Bargen. Die Beschäftigte der Helmstedter Werkstatt war auch mit dabei, als Flocke ihre Prüfung bestanden hat. „Hunde interessieren mich. Sie sind ausdauernd und regen mich zur Bewegung an‟, berichtet Ron-Georg Junker aus dem Kursus. Vieles in Semberas Kursus dreht sich darum, neue Bewegungsabläufe und Tricks für Flocke zu erarbeiten. „Die Beschäftigten lernen dabei auch besser zu kommunizieren‟, sagt die Diplom-Pädagogin – „mit dem Hund und untereinander‟.

Gruppenbild mit Flocke: Ron-Georg Junker (hinten, von links),
Sebastian Klinger, (vorn, weiter von links) Melanie Bangemann,
Steffi
Sembera, Isabell von Bargen und Katharina Köchig.

 

In den Übungen bringen die Beschäftigten Flocke etwa bei, durch einen Reifen zu springen. Anschließend gibt es selbstverständlich ein Leckerli. Die Mischlings-Hündin ist für die Gruppe oftmals Auslöser vieler Erkenntnisse. „Wenn wir uns etwas überlegt haben, was wir ihr beibringen könnten und das klappt nicht. Dann versetzen wir uns in ihre Perspektive‟, erzählt Sembera. Das fördere das Einfühlungsvermögen und könne auch beispielsweise in zwischenmenschlichen Konfliktsituationen weiterhelfen.

Flocke stammt eigentlich aus den Straßen Portugals. Sie wurde von einem Tierschutzverein vor der Tötung gerettet und aufgrund ihrer Charaktereigenschaften an Sembera vermittelt. Sie hatte nach einem Nachfolger für Cooper gesucht, ihr langjähriger erster Therapiebegleithund. „Für den Tierschutzverein in Portugal ist es jetzt natürlich ganz besonders schön, zu sehen, dass Flocke hier eine so
sinnvolle Aufgabe wahrnimmt und von so vielen Menschen geliebt wird‟, sagt Sembera.

Außerhalb der Kurszeiten entspannt Flocke in Semberas Büro. Dort hat sie einen Platz, an dem sie nicht gestört werden darf. „Es ist wichtig, dass sie ihre Ruhezeiten bekommt‟, sagt die Diplom-Pädagogin. Gleich nach den Kursen ist Flocke regelmäßig platt und braucht erst einmal Schlaf.

Flocke ist auch manchmal bei Gesprächen beispielsweise mit Eltern und Angehörigen der Beschäftigten dabei. „Sie ist ein hervorragender Eisbrecher. Sobald Menschen den Hund sehen, haben sie ein gutes Thema für den Gesprächseinstieg‟, erzählt Sembera. Wichtig bei dieser Mensch-Hund-Konstellation am Arbeitsplatz sei es auch, dass die Kollegen das unterstützen. In der Helmstedter Werkstatt ist das der Fall. Unterstützung bekommt Sembera für ihr Projekt auch von der Geschäftsführung der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel.

 

Bei den Übungen sollen die Teilnehmer Flocke neue Tricks beibringen 
– hier soll der Hund etwa durch das Oval springen, das Katharina Köchig 
und Ron-Georg Junker mit ihren Armen bilden.

Zusammen mit Cooper hatte Sembera eine langjährige Zusatz-Ausbildung absolviert. Anderthalb Jahre lernte sie die „Tiergestützte Therapie & Pädagogik‟. Weitere 18 Monate dauerte die gemeinsame Ausbildung zum Therapiebegleithund-Team. Flockes Ausbildung dauerte jetzt nur noch neun Monate. Es gibt in der Werkstatt zwei Hunde-Kurse jeweils mit fünf Personen. Die Teilnehmer haben dort auch die Möglichkeit, sich auf den Hunde-Führerschein vorzubereiten.

Auch in der Tagesförderstätte der Werkstatt kommt Flocke regelmäßig zum Einsatz. „Hier geht es darum, möglichst leichte Übungen im Sitzen durchzuführen‟, berichtet Sembera. Sie engagiert sich auch mit einem Verein für den Einsatz von Therapiebegleithunden und berät dazu als Dozentin.