Thema beim Seminar: „Musst du dich immer einmischen?“

Fortbildung ist auch, oder gerade wegen der hohen Anforderungen in der Pflege- und Betreuungsarbeit, eine unerlässliche Maßnahme. Der Lebenshilfe Helmstedt-Wolfenbüttel war es jetzt gelungen, in ihrem Jubiläumsjahr den international renommierten Pädagogik-Dozenten Erik Bosch für einen Vortrag nach Helmstedt einzuladen. Der Holländer arbeitet seit Jahren als Autor, Trainer und Berater in der sozialen Arbeit insbesondere mit Menschen mit Behinderungen in ganz Europa.

Nach Helmstedt kamen 65 Mitarbeiter aus dem weiteren Umkreis zu dieser Veranstaltung in die Kreisstadt. Die Politische Bildungsstätte am Bötschenberg stellte dafür einen Raum zur Verfügung.

Hartmut Neumann, Erik Bosch, Axel Koßmann und 65 Mitarbeiterer/innen hatten gemeinsam einen erlebnisreichen Tag.

 

Der Öffentlichkeitsbeauftragte der Lebenshilfe, Axel Koßmann, begrüßte unter anderem interessierte Lebenshilfe-Kollegen aus Magdeburg, Goslar und Braunschweig. Für ihn war die große Resonanz verständlich: „Es geht ja nicht nur um den Umgang mit Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung, sondern aktuell um das Thema Inklusion.“ Das Bemühen um selbstbestimmtes Leben für die Betroffenen wird derzeit in der Öffentlichkeit viel diskutiert.

Schon bei der Einführung und Erläuterung des Arbeitsumfanges für das Tagespensum wurde deutlich, dass es sich bei dem Vortragenden um einen Fachmann handelt. Zugleich charmant und sein holländischer Akzent erinnerte an Rudi Carrell und seine Späßchen. Das kam hier gut an. Es war der Entertainer mit freundschaftlicher Ansprache per du mit Vornamen erkennbar.

Interessant war auch sein Arbeitstitel an diesem Tag: „Musst du dich immer einmischen? Über Selbstbestimmung und Grenzen in der sozialen Arbeit.“ Und zum Einstieg wurden sogleich die Teilnehmer einbezogen. Sie bekamen eine Aufgabe zum Nachdenken. Die Frage lautete: „Was macht dein Leben lebenswert?“ Darüber konnte mit dem Sitznachbarn diskutiert werden. Dazu betonte Psychologe Arthuro von der Lebenshilfe Goslar, Freiheit sei für ihn sehr wichtig.

Die Aufzählung von anderen Teilnehmern ging weiter mit Sicherheit (frei sein von Angst) und Gesundheit verbunden mit der Frage: „Wie lange lebe ich noch?“ Bei Beziehungen möge man spüren können, ob es Raum für mich gibt und ob ich Respekt erwarten kann. Zur Qualität des Lebens gehöre Zufriedenheit, wurde deutlich.

Als Betreuer von Klienten kann ein Gespräch mit einfachen Übungen begonnen werden. Methodisch arbeiten und als Brückenbauer auftreten gehört zu den erfolgreichen Zielen. Eine weitere Frage als These und Spagat stellte der Referent in den Raum. „Würdet ihr mit einem Klienten tauschen wollen?“ Dazu sei es erst einmal wichtig festzustellen, wie seine Wahrnehmung ist, hieß es in Antworten. Andere Meinungen: Ich weiß ja nicht was auf mich zukommt. Mit welchen Rahmenbedingungen kann ich rechnen. In welchem Umfeld kann ich leben und gibt es fachkundige Betreuer. 

Vieles war den Zuhörern durch ihre Erfahrungen am Arbeitsplatz bekannt, aber es kamen auch wertvolle neue Erkenntnisse für die Berufsausübung hinzu. Somit war dieser Tag eine Bereicherung. Beachtliche Bewertung: 64 gaben Schulnote eins.