Der Elternbeiratsvorsitzende des Kindergartens Löwenzahn, Axel Viktor, hatte Landes- sowie Kommunalpolitiker aller politischen Parteien zum Thema Zukunft der Sprachförderung im Landkreis Wolfenbüttel in den Sprachheilkindergarten eingeladen. Hintergrund ist der erschwerte Übergang in die Schule am Teichgarten. Viele betroffene Eltern machen sich Sorgen, dass ihre Kinder inklusiv in einer Regelschule beschult werden sollen, und sie zukünftig nicht ausreichend in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.
Der Elternbeirat besprach die Zukunft der Sprachförderung im Kindergarten Löwenzahn.
Joachim Walter, Fachberater Hören und Sprache vom Niedersächsischen Landesamt, verdeutlichte in seiner Einleitung, wie wichtig und besonders wie wirksam intensive, frühzeitige und kontinuierliche Sprachförderung die Entwicklung der Kinder beeinflusst. 60% gehen nach dem Besuch des Sprachheilkindergartens auf eine Regelschule, weitere 30% benötigen weiteren Förderbedarf. Diese Kinder konnten bisher auf entsprechenden Antrag auf die Schule am Teichgarten wechseln. Zukünftig soll dies nicht mehr so ohne weiteres möglich sein. „Wer nicht gut sprechen kann, hat Schwierigkeiten im schulischen Alltag. Sprache dient sozialem Glück und darf nicht politisiert werden“, so Walter. Er bescheinigt dem Landkreis Wolfenbüttel gut aufgestellt zu sein und plädiert auch weiterhin für individuelle Lösungen. Der Elternbeirat besprach die Zukunft der Sprachförderung im Kindergarten Löwenzahn.
Genau darum geht es den Elternvertreterinnen und –vertretern aus dem Kindergarten und der Förderschule. Sie möchten mitentscheiden können, welche Schulform und welche Art der Unterstützung für ihre Kinder die beste Alternative darstellt!
Stellvertretend für alle besorgten Eltern wandte sich Kristine Voigt, Einrichtungsleiterin des Kindergarten Löwenzahn, an die anwesenden Politiker mit der Frage: „Was können wir tun, damit das erfolgreiche System erhalten werden kann?“
Jörg Hermann, der Leiter der Erziehungsberatungsstelle des Landkreises Wolfenbüttel und Moderator der Diskussionsrunde gab die Frage an die Politiker und Eltern weiter.
Axel Viktor sprach von seinen Erfahrungen mit den unterschiedlichen Schulsystemen. Sein Kind wurde zunächst inklusiv in einer Regelschule beschult. Aufgrund der Sprachverzögerung kam es zu Ausgrenzung und Mobbing. Erst der Wechsel in die Förderschule hat dem Kind Bestätigung gegeben und zu deutlichen Fortschritten in allen Schulfächern geführt. Diese Aussage wurde von anwesenden Eltern, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, bestätigt.
Michael Höntsch (MdL SPD) sieht die Sprachheilschule in Wolfenbüttel in den nächsten Jahren nicht gefährdet. „Die bestehenden Kompetenzen und Kapazitäten werden in den nächsten Jahren nicht zerschlagen.“ Allerdings wies er in diesem Zusammenhang auf die Novellierung des niedersächsischen Schulgesetzes hin, wo Inklusion sicherlich thematisiert wird.
„Das bestehende System habe sich bewährt“, so Frank Oesterhellweg (MdL CDU). „Die Finanzierung muss vernünftig erfolgen. Fehler, die im Bereich Lernen gemacht wurden, dürfen sich nicht wiederholen.“
Björn Försterling (MdL FDP) ergänzte: “Von 1250 eingeschulten Kindern mit Förderbedarf haben sich 350 Eltern für eine inklusive Beschulung entschieden. Die Wahlfreiheit der Eltern soll erhalten bleiben.“
Diesem Ansatz konnte sich auch Bertold Brücher (Kreistagsfraktion Die Grünen) anschließen. Ihm war es wichtig, immer die optimale Förderung der Kinder in den Mittelpunkt zu stellen und sich frei von politischen Interessenlagen zum Wohl der Kinder zu entscheiden.
Drastische Worte fand dagegen Victor Perli (Kreistagsfraktion Die Linke): „Bevor schlechte Inklusion stattfindet, solle man lieber gar keine machen. Wolfenbüttel benötigt regionale Konzepte und eine ganzheitliche Herangehensweise. Eltern sollen sich nicht damit abfinden, dass ihre Kinder Gewalt und Mobbing ausgesetzt sind.“
Larissa Wohlfahrt als engagierte Mutter brachte es auf den Punkt: „Wir Eltern sind nicht gegen Inklusion. Wir möchten nur mitentscheiden können, welche Schulform für unser Kind die geeignetste ist. Sprachheilschulen haben sich bewährt.“
Axel Viktor dankte allen Anwesenden für ihre Statements und resümierte, dass es für die Eltern wichtig sei, sich von der Politik wahrgenommen und verstanden zu wissen. Insgesamt waren sich alle Beteiligten darüber einig, dass die vorhandenen Angebote sich etabliert und bewährt haben, den Bedarfen gerecht werden und nicht `kaputtinkludiert´ werden sollen. Die Beschulung von Kindern mit Sprachdefiziten in Regelschulen muss von allen Seiten gewollt, unterstützt und gut vorbereitet werden. Sprachheilklassen zu schließen und Kinder in Regelschulen mit unzureichender Förderung zu versetzen ist für Kinder, Eltern und Schulen der falsche Weg.
Ein großes Dankeschön sei an dieser Stelle den Mitgliedern des Elternbeirates des Sprachheilkindergartens gespendet. Durch ihr Engagement ist es gelungen, Politiker aller Fraktionen an einen runden Tisch zu bekommen, Sorgen und Wünsche zu artikulieren und die Einstellung von Entscheidungsträgern zu den Erfordernissen von Sprachheilförderung zu erfragen. Diese Form des kooperativen Miteinander sollte auch zukünftig bei wichtigen Veränderungen eingesetzt werden.
Wir dürfen gespannt sein, welche Taten den Worten der Abgeordneten folgen werden.