Wenn Roboter tanzen und der böse Wolf über den Laufsteg stiefelt

Dann kann das nur eines bedeuten: Es herrscht Spektakelzeit im Wolfenbütteler Kindergarten Löwenzahn. „Jedes Jahr bieten wir unseren Kindern acht Wochen lang die Möglichkeit in verschiedenen Projekten mitzuwirken“, berichtet Anke Bach, Leiterin des Kindergartens Löwenzahn der Lebenshilfe. Die Idee dazu habe sich vor einigen Jahren aus einem Zirkusprojekt heraus entwickelt. „Das Thema Zirkus hat uns bald zu sehr eingeengt. Spektakel – dazu passt alles!“, erklärt Bach die Idee, die dahinter steckt.


Tanzende Roboter im Löwenzahn.

 

So gibt es auch dieses Jahr sieben verschiedene Projektgruppen, auf die sich die 61 Kinder zweier Integrations- und einer Regelgruppe aufteilen. Die Themenvielfalt ist groß: Märchen, Roboter, Fußballkids, Schattentheater, Schwarzlichtturnen, Musik oder das Projekt „Wir reisen um die Welt“ – die (Qual der) Wahl liegt bei den Kindern selbst.

Die Fußballkids freuten sich über Tore.

Dabei werde auf das Bedürfnis und den Entwicklungsstand jedes einzelnen Kindes eingegangen. „Es handelt sich um ein gruppenübergreifendes Projekt, das sich auf die Räume der gesamten Einrichtung verteilt. Das bereitet einigen Kindern anfangs Schwierigkeiten“, die sich meist nach kurzer Eingewöhnungszeit wieder geben, spricht die Kindergartenleiterin aus Erfahrung. Sich aus der vertrauten Umgebung des Gruppenraums heraus, ohne den besten Freund in die Obhut einer vielleicht bisher noch unbekannten Erzieherin zu begeben, bedeute für jedes Kind eine besondere Herausforderung. Aber gerade darin liege auch das Besondere der Spektakelzeit: „Die Kinder wachsen oft über sich hinaus. Sie werden mutiger und gewinnen durch die Projektarbeit merklich an Selbstvertrauen“, freut sich Bach. Selbstverständlich werde kein Kind zu etwas gezwungen, das es nicht will.
Auch die Kinder sind sichtlich von dem bunten Treiben begeistert. Etwa um 10 Uhr öffnen sich die Türen der Gruppenräume. Erzieherinnen, die die verschiedenen Themengruppen leiten, finden sich mit den kleinen Fußballern, Turnern und Schauspielern zusammen. „Wir können nicht in die Turnhalle, da sind die Pinguine“, ruft ein Junge in silbernem Overall, der mit seinen Roboterkollegen die neuesten Tanzschritte einstudieren will. Die Pinguine, das sind die Kleinsten aus dem Löwenzahn, die in der integrativen Krippe betreut werden, aber nicht in die Spektakelzeit eingebunden sind. Schnell sucht die Robotergruppe nach einer Ausweichmöglichkeit, schließlich ist die Projektzeit nach anderthalb Stunden schon wieder um.
Mit seinen vielen verschiedenen Funktionsräumen bietet der Kindergarten an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße ausreichend Platz für alle Künstler. Dabei üben die Fußballkids nicht permanent Elfmeterschießen. Singen, Trikotgestaltung und Tipp-Kick gehören ebenso dazu wie das Slalom-Dribbling um Hindernisse. Spaß zu haben und in andere Rollen zu schlüpfen, laute das Motto der Spektakelzeit.
Mit viel Fantasie und Kreativität gestaltet jede Projektleiterin ihr Vorhaben. „Oft wird improvisiert“, verrät Bach. So beispielsweise in der Märchengruppe. Für die Abschlussveranstaltung war eigentlich vorgedacht, zu vorgelesener Geschichte ein kurzes Schauspiel darzubieten. Da sich für dieses Projekt größtenteils die jüngeren Kinder begeisterten, wurde kurzerhand eine Modenschau einstudiert. Wer bekommt schon mal die Chance, als Wolf verkleidet über den Laufsteg zu gehen?
Die achtwöchige Spektakelzeit endet am 7. / 8. März mit Vorführungen der einzelnen Gruppen in der im Kindergarten zentral gelegenen Turnhalle. Dann ist die Halle zum Bersten voll, wenn Eltern, Verwandte und Freunde der Kinder versuchen zu erahnen, welches bunte Treiben die vergangenen acht Wochen im Kindergarten vor sich ging.
Während der Spektakelzeit sei jedoch der Weg das Ziel. „Intention ist es nicht, wochenlang auf die Aufführung hinzuarbeiten. Wir wollen den Kindern Aktionen ermöglichen, die in solch einem Rahmen und über einen so langen Zeitraum hinweg nur schlecht zuhause zu realisieren wären“, meint Bach.
Selbst wenn wieder Alltag in den Kindergarten Löwenzahn eingekehrt ist, erfährt das Spektakel noch Nachhall. „Lange Zeit nach Abschluss des Projekts organisieren die Kinder eigenhändig Vorführungen auf dem Gemeinschaftsflur“, erzählt Anke Bach abschließend. Bis es bald schon wieder heißt: Spektakelzeit im Kindergarten Löwenzahn!

Hier herrschte buntes Treiben.