Zu Beginn der Mitgliederversammlung der Lebenshilfe Wolfenbüttel bat der Vereinsvorsitzende Klaus Bätcke um eine Gedenkminute für den am Anfang des Jahres verstorbenen Geschäftsführer Horst Hüther. „Sein Name stand für die Qualität der Lebenshilfe“, so Bätcke, der im Anschluss Hüthers Nachfolger Bernd Schauder begrüßte, sowie dessen Nachfolger als Verwaltungsleiter Ingo Reinke.
Ein erfolgreiches Jahr habe die Lebenshilfe in Wolfenbüttel und Helmstedt verzeichnet. Im Elementarbereich, in den Wohnheimen und den Werkstätten sind alle Plätze belegt. Die Gruppen in Integrations- und Sprachheilkindergärten sowie Krippen sind ausgebucht, Anfragen für Wohnheimplätze sind hoch. Ein neues Wohnheim soll in Wolfenbüttel entstehen. Der Kaufvertrag für ein Grundstück steht kurz vor dem Abschluss. Die Aufträge für die Werkstätten nehmen nach einem – noch der Wirtschaftskrise geschuldeten – Einbruch wieder zu, die Margen hätten sich jedoch verringert. Die WIR wächst und benötigt neue Räume. Ein Großprojekt am Blauen Stein: Die Küche wird neugebaut. Neue EU-Vorschriften für Großküchen machten dies notwendig.
Lebenshilfe-Vereinsvorstand (von links): Joop van den Heuvel, Carsten Voges, Stephanie Schacht, Uwe Thomas und Klaus Bätcke.
Zu den Finanzen des Vereins referierte Vorstandsmitglied Joop van den Heuvel: Es habe weniger Spenden als noch im Vorjahr gegeben. Auch das Vereinsvermögen sei weniger als im Vorjahr.„Das Jahr war erfolgreich – inhaltsreich und interessant“, schloss Bätcke den Rückblick. Viele Spenden und ehrenamtliche Arbeit seien in die verschiedenen Aktivitäten eingeflossen. „Ohne dieses Engagement könnte die Lebenshilfe nicht bestehen“, betonte Bätcke. Der Vorstand wurde ohne Gegenstimme entlastet.
Bernd Schauder gab einen Ausblick auf einige bevorstehende Projekte. So werde beispielsweise der Berufsbildungsbereich neu zertifiziert. „Das bedeutet auch, dass die Qualität steigen wird“, so der Geschäftsführer. Auch in Helmstedt wird ein neues Wohnheim entstehen, berichtete Schauder. Ebenso bekommt der Sprachheilkindergarten einen Anbau. Das Cafe Muck in Schöningen werde derzeit renoviert, um als Projekt Hardrock Cafe die Möglichkeit zum Proben für Musiker zu erweitern, berichtete Carsten Niehoff. Neben der Aus- und Neubauten bei den Werkstätten und Wohnheimen, sei auch ein Umbau der Verwaltungsgebäude am Blauen Stein geplant, führte Schauder weiter aus. Diese seien bisher insbesondere für Rollstuhlfahrer schlecht zu durchqueren. Außerdem wird mehr Platz geschaffen – mit dem Hintergedanken: „Wir wollen künftig Bürokaufleute bei uns ausbilden“, erklärte Schauder. Noch nie habe es so viele Vorhaben und Projekte bei der Lebenshilfe in Wolfenbüttel gegeben, lobte van den Heuvel die Geschäftsführung.
Die Mitgliederversammlung schloss mit einer Diskussion zum Thema Inklusion. Geschäftsführung und Vereinsvorstand waren sich einig, dass die öffentliche Diskussion häufig an der Realität vorbeigehe. „Es wird oft so getan, als hätten Einrichtungen der Lebenshilfe pädagogisch versagt“, sagte Bätcke. So werde beispielsweise gefordert, dass große Wohnheime aufgelöst und durch ambulante Einrichtungen ersetzt werden. „Selbstbestimmtes Leben heißt allerdings auch, dass ein behinderter Mensch, der sich in einem Wohnheim sehr wohl und geborgen fühlt nicht aus Kostengründen gezwungen werden kann, in eine ambulante Wohnform ziehen zu müssen“, stellte Bätcke fest. Außerdem sei die Nachfrage nach Wohnheimplätzen groß. Häufig würden bei Inklusionsforderungen ältere behinderte Menschen gänzlich übersehen, ärgerte sich Schauder. Bei Krippenplätzen für Kinder habe sich gezeigt, dass der Politik das Verständnis für die Arbeit mit behinderten Kindern fehlt. In integrativen Krippen in Niedersachsen werden seit diesem Sommer die Arbeitsstunden von pädagogischen Kräften nach der Anzahl behinderter Kinder berechnet. „Das geht gänzlich an der Arbeitsrealität vorbei“, so Schauder.