Dirk Rohloff steckt voller PR-Ideen

 

Einen ganz erstaunlichen Arbeitsplatz hat jetzt die Lebenshilfe Wolfenbüttel eingerichtet. Seit Februar ist Dirk Rohloff in der Werkstatt für Industriearbeit (WIR) an der Halchterschen Straße beschäftigt. Der 36-Jährige lässt sich dort zum PR-Juniorberater ausbilden. Das Erstaunliche: Dirk Rohloff ist nahezu blind.

Der gebürtige Wolfenbütteler wohnt in Gielde und hat eine abwechslungsreiche Vita hinter sich. „Ich habe eine Ausbildung im technischen Bereich, eine kaufmännische Ausbildung und durch die Erblindung den Physiotherapeuten erlernt“, erzählt er. Seither arbeitete er als selbständiger Unternehmer und zuletzt als Vertriebsleiter. Aufgrund der zunehmenden gesundheitlichen Veränderungen kann er diese Tätigkeit nicht mehr ausüben.  

Rohloff ist der Web-Experte der Lebenshilfe.

 

 

Er leidet unter einer Erbkrankheit, die in einem langjährigen Prozess die Netzhaut des Auges zerstört und zur völligen Erblindung führt. Noch kann er Hell und Dunkel unterscheiden, auch Umrisse sind noch da. Doch selbst das wird weniger.

Was manch anderen zur Verzweiflung getrieben hätte, motivierte Dirk Rohloff offenbar zu besonderem Ehrgeiz. Bei der Frankfurter Stiftung für blinde und sehbehinderte startete er eine neue Ausbildung zum PR-Juniorberater. In Seminaren findet dort der theoretische Lernanteil statt, während er die praktische Einsatzzeit als Volontär bei der Lebenshilfe in Wolfenbüttel absolviert.

„Hier musste ich meine Arbeitsfelder erst finden, doch inzwischen läuft es richtig gut“, erzählt er mit Begeisterung. Schon früher hatte er sich mit Produktentwicklungen selbständig gemacht und betreibt dieses Standbein noch immer. Jetzt aber bringt er sein Fachwissen auch zum Wohle der Lebenshilfe ein. „Ich texte Flyer und Anzeigen und werde künftig auch die Eigenprodukte der Lebenshilfe stärker bewerben.“

Mittelfristig soll es zahlreiche solcher Eigenprodukte geben. „Ganz neu ist zum Beispiel ein Riesenkuschelkissen in Form eines Fußballs, das wir im Vorfeld der Europameisterschaft im Sommer auf den Markt bringen wollen.“ Die Kissen-Idee stammt von ihm, produziert wird der Kuschelball in der Lebenshilfe-Näherei an der Halchterschen Straße. „Das wird ein Hit.“

Anzeigen-Layout und Flyer, die von einem Blinden mitgestaltet wurden? „Das geht“, sagt Rohloff und freut sich. „Es ist ganz erstaunlich, was heute durch die Technik möglich ist. Was gemacht wird, um Menschen mit Behinderung Türen zu öffnen, damit sie erfolgreich im Arbeitsleben stehen können.“

Zum Beispiel sitzt der 36-Jährige mit zwei Ohrstöpseln am Bildschirm. Im einen Ohr hört er seinen Gesprächspartner am Telefon, im anderen spricht der Computer mit ihm. „Das Programm Screenreader liest mir alle Texte vor und beschreibt auch die Anwendungen.“ Die Firma Apple sei Vorreiter für solche Programme. Das iPhone 4S kann Dirk Rohloff uneingeschränkt nutzen.

Doch auch die Lebenshilfe denkt jetzt in dieser Richtung. „Wir werden künftig einen Vorlagenhalter produzieren, auf den man das I-Phone legen kann. Dann lassen sich Dokumente digitalisieren“, schildert Dirk Rohloff. „Das ist nicht nur für Blinde interessant, sondern sogar für Sehende.“

Keine Frage: Der gebürtige Wolfenbütteler steckt voller Ideen. Zum Beispiel kann er sich ein Wolfenbütteler Vogelhaus vorstellen, im Fachwerkstil gebaut wie das Wolfenbütteler Rathaus. „Oder so wie das Wolfenbütteler Standesamt. Das gibt es noch nicht für Vögel.“

 

So sehen die neuen Riesen-Kuschelkissen aus, die von der Lebenshilfe zur Fußball-Europameisterschaft gefertigt werden – natürlich mit Füllung. Sie haben einen Durchmesser von 40 bis 100 Zentimeter, planen Dirk Rohloff und Annelore Brande, die Gruppenleiterin der Näherei an der Halchterschen Straße.